Negri
Barbera d’Alba DOC, rosso 2022

Wie man ein Mauerblümchen zum Erblühen bringt: Das „Barolo-Girl” Giulia Negri kann auch Barbera – und wie!

Unter den Rebsorten im Piemont nimmt die Barbera die Rolle des Mauerblümchens ein: Gewöhnlich kann sie die Qualität der Nebbiolo-Traube nicht erreichen – gäbe es da nicht begnadete Winzerinnen wie Giulia Negri aus La Morra, einem kleinen Dorf in der Provinz Cuneo, das auf dem höchsten Gipfel der Bassa Langa liegt, der hügeligen Landschaft im südlichen Piemont. Giulia Negri, wenig älter als 30 Jahre, wird zu den „Barolo-Girls“ gezählt, jungen Winzerinnen, die neue Ideen und Elan in die Langhe gebracht haben, die traditionell von Winzer-Dynastien bestimmt wurde. Lange Zeit wurden aus Barbera recht derbe und ungeschliffene Weine gemacht mit unharmonischer Säure und ungelenken Tanninen. Dass es anders geht, zeigten Könner wie Giacomo Bologna, der seinen Barbera in großzügige, üppige Wonneproppen verwandelte oder eben Giulia Negri, die mit ihren Spitzen-Baroli für Aufsehen sorgt. Barbera interpretiert sie ganz anders und weniger plakativ als Giacomo Bologna. Ihre Rebstöcke stehen in La Morra auf rund 400 Metern Höhe in nördlicher Ausrichtung und werden nach Bio-Richtlinien angebaut, der Mergelboden ist leicht bläulich gefärbt und besteht aus Ton, Sand und Kalk. Die Trauben wurden von Hand gelesen, die Spontangärung erfolgte ohne Temperaturkontrolle in gebrauchten, 350 Liter fassenden französischen Eichen-tonneaux, in denen der Wein bis zur Füllung 16 Monate lang reifen konnte. Sehr feiner, frischer und anziehender Duft nach roten Kirschen, frischem Lorbeerblatt, Veilchen, Himbeere und Johannisbeere, Mandelkern, auch dunkle Kirsche und herbe Schokolade, Zimt, Leder, noble Holzwürze. Am Gaumen präsent und direkt mit Frische und fruchtigem Kern, saftige, dunkle Kirsche, frische Zwetschge, etwas Holunder und ein Hauch Sauerkirsche, trocken, die lebendige und feingliedrige Säure ist ein tragendes Strukturelement, die Gerbstoffe halten sich vornehm zurück und überlassen die Bühne Saftigkeit und Frucht, sie tragen trotzdem zur Eleganz und Struktur bei in ihrer feinkörnigen, gut dosierten Art mit angenehmem grip. Auch erdige, mineralische Noten, ein enorm eleganter, appetitlicher und elaborierter Barbera mit feinsinniger Deklination, ein charmantes Bravourstück mit delikater Würze von Giulia Negri! Unabhängig, von welcher Rebsorte, ihre Weine zeigen immer Klasse und eine finessenreiche Handschrift: So bekommt Barbera ein ungeahntes Ausdrucksvermögen und Stil-Empfinden.

Schon jetzt köstlich, bis sicherlich 2031.