Poliziano
Rosso di Montepulciano DOC, rosso 2022

Herrlich rustikal, beeindruckend elegant: Bio-Rosso wie aus dem Bilderbuch!

1989 war ein Jahr von weltgeschichtlicher Bedeutung – da gerät allzu leicht in Vergessenheit, dass der Rosso di Montepulciano genau an diesem wichtigen historischen Wendepunkt seine eigene DOC (Denominazione di Origine Controllata) erhielt. Die „kontrollierte Ursprungsbezeichnung“ erlaubt es seither, ihn auch durch Deklassierung aus Trauben herzustellen, die eigentlich für den Vino Nobile gepflanzt wurden. Für diesen jungen, fruchtig-würzigen, körperreichen und herrlich rustikalen Bio-Rosso kam das aber nie in Frage – die Azienda Poliziano hat für ihn von Anfang an kompromisslos erstklassige Lagen ausgewählt. Denn obwohl er immer wieder als „kleiner Bruder“ des Vino Nobile ins Gespräch gebracht wird, entspricht es der Philosophie des Hauses, dass dieser Tropfen nicht eine Art Zweitwein sein muss, sondern völlig eigenständig sein darf. (Was dem Familienweingut dank einer immensen Rebfläche von 58 Hektar allein in Montepulciano freilich nicht schwer fällt.) Die ältesten Reben, gepflanzt zwischen 1962 und 1980, tragen stolz die lokale Variante des Sangiovese, den Prugnolo Gentile. Die Cuvée aus 80 % Sangiovese und 20 % Merlot verleiht diesem Wein Temperament, Würze und eine saftige Kirschfrucht. In der Nase kommen knackig frische Brombeeren, Erdbeeren und getrocknete Küchenkräuter hinzu, unterlegt von einer eleganten, zart rauchigen Note. Während die Sangiovese-Trauben im kühlen Beton lagern, reift der Merlot-Anteil klassisch im Barrique, was den Wein füllig-weich am Gaumen macht und ihm einen feinen Trinkfluss gibt. Durch seine würzigen Aromen, gepaart mit einem hohen Säuregehalt und groben Tanninen, ist dieser herzhafte Alltagstropfen ein geradezu idealer Speisenbegleiter. Seine kräftige Säure balanciert fette Gerichte mit Olivenöl aus und hält auch Tomatensaucen (Pizza!) locker stand. Große Steaks vom Grill wie bistecca alla fiorentina macht dieser Rosso zu einem privaten Genussereignis, an das Gastgeber wie Gäste lange in Freude nachschwelgend denken werden. Möge die Weltgeschichte noch warten.

Ab sofort und bis 2027+.