Adami
„Vigneto Giardino“ Dry DOCG Prosecco di Valdobbiadene Superiore Rive di Colbertaldo, bianco 2022

Großräumig und generös: wahrhaft ein Riesenprosecco! Tre bicchieri im GAMBERO ROSSO

Familie Adami erwarb im Jahre 1920 ihren „Garten“ und begann nicht nur darin zu leben, sondern startete auch ein völlig neues Projekt: der erste Prosecco aus einer Einzellage! Das spektakuläre Gelände (ein nach Süden weisendes Amphitheater mit seinen parallel zu den Konturen der Hügel gesetzten Rebzeilen, äußerst steile, nur karg mit fruchtbaren Erdschichten bedeckte Kalkfelsen) musste also einen gewaltigen Eindruck gemacht haben. Die Rebzeilen der Glera (die Sorte erhielt erst 2010 ihren friulischen Namen – war doch zuvor unter dem Namen Prosecco einfach zu viel auf Flaschen gezogen worden, was besser auch darin geblieben wäre) folgen den Konturen der Hügel und stehen teilweise an so steilen Abhängen, dass Handarbeit völlig selbstverständlich wird. Schließlich ist es auch nur die Hand, die zu solch’ großen Gesten in der Lage ist: Grüße, schon aus der Ferne, der freundschaftliche Handschlag …

Nach der Handlese werden die Trauben umgehend in pneumatische Pressen gegeben, da hier jedes Aroma-Molekül bewahrt werden soll. Trübung setzt sich ab, bevor bei 17 bis 19 °C die erste Gärung des „Vigneto Giardino“ eingeleitet wird und der Wein seine sechs Monate im Edelstahl vorreifen darf. Prosecco erhält nur wenig Zeit auf der Hefe (er weist Autolyse-Aromen immer nur ganz nebenbei auf – das „Primäre“ seiner Duftwelten ist schließlich gerade seine Stärke). Selbst die zweite Gärung in den klassischen Drucktanks ist gerade so kurz, dass ausreichend Kohlensäure in Lösung geht, die feine Aromatik aber keine Überlagerungen aus der Hefe erfährt.

Dieser extrem zart grün und gelb gefärbte Prosecco di Valdobbiadene Superiore von den Rive di Colbertaldo ist in ersten Momenten höflich diskret und sein Bouquet von Birne, Apfel, Nektarine, Zitrone, Orange, Honigmelone öffnet sich erst nach dem ersten Schluck vollständig. Zuerst bezaubern ein wenig frisches Stroh, Haselnuss, und nasser Fels. Die Fülle an Frucht, die dann einsetzt ist allerdings fulminant (und rechtfertigt ohne weiteres, dass dieser Wein von Familie Adami den internen Spitznamen „Macedonia“ bekommen hat, ein Obstsalat). Bei längerer Beschäftigung mit dem Bouquet – und das wird schwierig, ist doch die Flasche recht schnell ausgetrunken – gibt es noch sehr zarten Jasmin und etwas aus der Duftwelt einer geschäftigen Backstube. Die ganz große Geste kommt dann schließlich am Gaumen, wenn der Frucht ein bombastischer Raum aus Säure, Süße und nimmermüder Perlage gegeben wird. Da wir alles zur Fanfare, den Genießer Schluck für Schluck aufs Neue zu begrüßen; ein Audienzsaal, dessen ferne Seitenwände durch zartschraffierte Mineralität nur angedeutet werden. Siehe da! Schon wieder ist eine dieser Flaschen geleert. Herrlich!

Ab sofort bis 2028.