Pieropan
„Calvarino“ DOC Soave Classico, bianco 2022

Eine der besten Lagen und einer der besten Weine des Soave Classico! 96 Punkte – WINE ENTHUSIAST

Familie Pieropan ist eng mit der Lage „Calvarino“ („kleiner Kalvarienberg“ oder „kleine Schädelstätte“) verbunden. Der Begriff steht für „Golgatha“, also den Ort, an dem Christus gekreuzigt wurde. Ab dem 15. Jahrhundert richtete man im christlichen Abendland Kalvarienberge als letzte Stationen von Karfreitagsprozessionen ein, was den Namen des Weinbergs vermutlich erklärt. Vielleicht stammt die Bezeichnung aber auch, so zumindest die Theorie im Hause Pieropan, von der Arbeit in der steilen Weinberglage, die so manchem wie ein kleines Martyrium vorgekommen sein mag. Es ist tatsächlich mühsam, in dem harten Basalt- und Tuffgestein zu arbeiten. Doch die Arbeit lohnt sich. Das wusste Familie Pieropan bereits im Jahr 1900, als sie die Chance erhielt, diese Lage zu erwerben. Die Lage wurde dann auch zur Grundlage ihres Erfolgs und wird nun seit 1971 (letztes Jahr gab es das Sonderetikett zum 50. Jahrgang) als Einzellage gefüllt – als eine der ersten im gesamten Soave-Gebiet! Vom neuen, klimaneutralen Weingut aus kann man einen hervorragenden Blick auf diese Lage genießen. Der Calvario befindet sich in 200 bis 300 Metern Seehöhe, die Reben sind zwischen 30 und 60 Jahren alt. Sie setzen sich zu rund drei Vierteln aus Garganega und zu einem Viertel aus Trebbiano di Soave zusammen, den beiden historischen Weißweinsorten des Soave. Gelesen wird der Trebbiano ab Mitte September, die Garganega reift rund zwei Wochen später aus. Die Beeren des „Calvarino“ wurden entrappt, gepresst und bei 16 bis 18 °C vergoren, um dann im mit Glas ausgekleideten Zementtank auf der Feinhefe ausgebaut zu werden. Im Gegensatz zum Soave Classico darf der „Calvarino“ ein Jahr länger reifen. In Verbindung mit dem exzellenten Terroir der Einzellage führt das zu einem Wein, der zwar eindeutig ein „Pieropan-Soave“ ist, aber doch deutlich vielschichtiger als der „Classico“.

Der „Calvarino“ ist ein Wein, bei dem es um Spannung, Struktur und Mineralität geht – und das Jahr für Jahr. Das hat sich auch 2022 nicht geändert. Doch in diesem Jahr empfinden wir den Wein als besonders floral, fein und elegant mit Nuancen von Jasmin und Akazienblüten, Ingwer, Zitronen, Äpfeln, Birnen und Pfirsichen. Schließlich taucht eine Muskatwürze auf, die auch am Gaumen präsent bleibt. Dort präsentiert sich der Soave Classico saftig, präzise und klar mit der erwähnten Struktur und mit einer Säure, die zunächst seidig wirkt, zum Finale hin aber immer mehr Spannung und Druck aufbaut. Auch die Aromatik wird mit jeder Sekunde am Gaumen intensiver und vor allem pikanter und würziger. Ein absolut beeindruckender Wein, bei dessen Salzigkeit im langen, kräutrigen Finale man unweigerlich zum zweiten oder dritten Glas tendiert. Momentan empfiehlt es sich den Wein zu karaffieren, damit sich dieser italienische weißer „Premier Cru“ – mit etwas Luft – noch besser, noch vollendeter entfalten kann.

Schon jetzt und sicher bis 2032 mit Freude zu trinken.