Heinrich
Blaufränkisch 2019

Der Blaufränkisch: ein fester Wert im Heinrich-Kosmos

Der Blaufränkisch, der im pannonischen Becken, dem Grenzgebiet von Österreich, Ungarn und Slowenien entstanden ist, passt nicht nur geographisch bedingt, sondern ebenso mit seiner eher nonkonformistischen Art ziemlich gut ins Rebsortenportfolio von Familie Heinrich. Gerade weil die rote Rebsorte auch als rechte Diva gilt, die viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung verlangt – ein Fall für Heinrich! Sie kann unter Einsatz von neuem Holz und großer Konzentration mächtige und beeindruckende Weine hervorbringen, ihren eigentlichen Reiz entwickelt sie allerdings, wenn man ihre sinnlichere Seite betont und sie beim Ausbau nicht überzüchtet.

Gernot Heinrich ist der vielleicht bekannteste österreichische Rotweinwinzer und war in der jüngeren Zeit einer der führenden Protagonisten des Blaufränkisch. Zunächst hat er die Rebsorte eher international und nach moderner Bordelaiser Art interpretiert, bis er mit der Biodynamie auch in der Weinbereitung eine Kehrtwende vollzogen hat. Nun bestechen seine Weine durch ganz andere Attribute, er hat mittlerweile den Kern des Charakters dieser Rebsorte freigelegt.

Beim Blaufränkisch von 2019 haben Gernot und Heike Heinrich sowie das Team die Trauben Mitte September von Hand gelesen, weitgehend entrappt und spontan vergoren. Die Gärung erfolgte über zwei Wochen in Edelstahl und Holzgärständern, in letzteren und in gebrauchten 500-Liter-Fässern wurde der Wein auch ausgebaut, was eine feine Spur von Eichenholz im Wein hinterlassen hat. Alleine der Umstand, dass man hier dem „Basis“-Blaufränkisch über 30 Monate Zeit für die Reifung gegönnt hat (abgefüllt wurde im Jänner 2024), ist schon so bezeichnend wie phänomenal und drückt sich im Wein in seiner besonderen Struktur und Klarheit aus.

Im Glas eröffnet der bei perfekten 12,5 Vol.-% eingefangene Wein mit einer lebendigen Rotfruchtigkeit: Ribisel und Herzkirschen, dazu etwas Brennesel und Minze mischen sich hier, was ausnehmend schön ausgereift und doch geschliffen wirkt. So wie man es im Idealfall von den Weinen der Ost- und Westseite des Neusiedlersees, der pittoresken Heimat der Trauben für diesen Wein, kennt. Eine feine Würze streift hier die Frucht in Form von duftig-rauchigem Belem-Pfeffer und etwas Johannisbrot. Am Gaumen lieben wir die Feinkörnigkeit des Tannins: stärker ausgeprägt als beim Pinot Noir, etwas polierter als beim Cabernet Franc. Hier reichen sich zwei unserer Lieblingsrebsorten stilistisch die Hand. Man darf und sollte den noch jungen Wein auch gerne karaffieren, der Wandel durch Belüftung der Heinrich’schen Weine ist legendär und nicht nur für die ganz großen Gewächse des Hauses eine lohnende Maßnahme. Die Lebendigkeit zieht dann an, was in Kombination mit dem Tannin den ganzen Reiz dieses animierend rotfleischigen Blaufränkisch ausmacht. Im Vergleich zum charmanten Zweigelt von Heinrich weist der Blaufränkisch mehr Ecken und Kanten auf, zeigt mehr Energie und Druck und immer eine Facette mehr als „nur“ reine überschäumende Frucht. Vorzüglich!

Ab sofort (gerne aus großen Gläsern) und bis 2030.