AT-BIO-402
Es gibt sie doch, die feine Klinge des Zweigelts!
Es ist eine interessante Tatsache, dass Heike und Gernot Heinrich mittlerweile über zwei Fangemeinden verfügen. Die jüngere Klientel feiert das biodynamisch arbeitende Winzerpaar aus Gols für markante Weißweine, die einen Namen wie Donnerhall in der „natural“-Szene haben. Doch ebenso wie der „Freyheit“ hat sich Jahrzehnte zuvor schon der „Gabarinza“ einen Namen gemacht. Er steht für die wichtigen Sorten der Rotwein-Gemeinde am Neusiedler See. Zweigelt (40 %), Blaufränkisch (30 %) und Merlot (30 %) verbinden sich zu einer Cuvée, die Heinrichs Ruf als einer der wichtigsten Rotwein-Macher des Burgenlands – und damit Österreichs – begründet hat. Der ungewöhnliche Name steht weder für einen alten Ortsnamen, noch ist er ein Fantasiegebilde. Vielmehr bezeichnet er eine 23 Hektar große Riede, die relativ steil für pannonische Verhältnisse ausfällt und nach Südwesten exponiert ist. Historisch war hier das Recht gegeben, Teile des Waldes um die Gemeinde Gols zu roden. Der „Riss“ der Bäume galt rechtlich als „Gnade“, als zugestandenes Privileg. So kam es zum „Gabarinza“, der mit Sandlehm-Böden und Donauschotter bestens durchlüftet ist.
Gernot Heinrich stellt die Cuvée in jedem Jahrgang neu zusammen, der zugängliche Charakter soll dabei aber stets gewahrt bleiben. In den Worten des Golsers geht es dabei um „Bedacht statt Lautstärke“. Der „Gabarinza“ soll mit sich selbst im Reinen sein, „nicht zuletzt dank der eingefangenen Saftigkeit“. Diese Übung ist im Jahrgang 2018 jedenfalls gelungen – nach 20 Monaten im Holz und bewusst längerer Flaschenreife stellt sich die Cuvée als überaus zugänglich dar. Zumal bereits im Duft alle drei Rebsorten ihre Signatur hinterlassen. Der reiche Beerenduft des Merlots ist vielleicht am präsentesten, die Sauerkirsch- und Preiselbeer-Note des Blaufränkisch bricht immer wieder ungestüm durch. Und wie in der Parfümerie agiert der Zweigelt als „Fixativ“, der diese roten und schwarzen Fruchtdüfte harmonisch verbindet.
Am Gaumen ist es eine ähnliche Harmonie, die sich der Geduld Gernot Heinrichs verdankt. Abgeschliffen wirken die Tannine bereits bei diesem „Gabarinza“. Der flüssige Waldspaziergang beginnt mit Cranberry, zeigt auf der würzigen Seite Wacholder und auch etwas wilden Thymian. Das lange ausrollende Finale hingegen bestreitet eine angenehm saftige, weder zu säurig, noch üppig fruchtsüß wirkende Heidelbeer-Note. Wem der Riedenname also zu sperrig ist, versucht es vielleicht mit einem anderen Synonym für den „Gabarinza“, das ebenfalls mit „G“ beginnt: Gleichgewicht.
Ab sofort bis 2040.
Überaus zugänglich und perfekt abgestimmt, zeigt sich Heinrichs „Gabarinza“ aus der berühmten Rotweingemeinde Gols. Prädikat „Alles richtig gemacht“!