Terroir pur: ein Veltliner wie kein anderer – dank alter Reben und karger Böden. 94 Punkte – FALSTAFF
Wem vom Verkostungspanel des zuständigen Bundesamts kurzerhand die Qualitätswein-Berechtigung aberkannt wird, weil der zur Prüfung eingereichte Grüne Veltliner einfach deutlich „anders“ schmeckt als übliche österreichische Weine dieser Rebsorte, der mag womöglich geknickt sein. Spitzenwinzer Roland Velich dürfte diese bürokratische Barrikade schon vor Jahren eher als Auszeichnung empfunden haben, bekräftigte sie doch sein Bestreben, im Einklang mit der Natur Weine zu machen, die vor allem ihre Herkunft widerspiegeln – auch und gerade, wenn das bedeutet, dass sie sehr eigenständig im Charakter sind. Inzwischen hat sich der Amtsschimmel erfreulicherweise kulant gezeigt – und so darf dieser herausragende Grüne Veltliner aus dem burgenländischen Sankt Georgen am Leithagebirge - einem Ortsteil von Eisenstadt – endlich wieder als Qualitätswein ausgezeichnet werden. Vorbei damit die Zeit, wo der Ortsname auf dem Etikett noch mit Filzstift geschwärzt werden musste. Vorbei auch die Zeit, wo dieser Tropfen vorrangig als „Serious Wine from a Gorgeous Place“ bekannt war. Natürlich ist Sankt Georgen nach wie vor ein herrliches Fleckchen Erde: Es war in den kühlen, von Wald umgebenen Hanglagen Hochberg, Kogel und Krainer hoch über der Ortschaft, wo Roland Velich auf kargen Kalkböden einst alte, fast verwahrloste Rebstöcke entdeckte. Er pachtete und regenerierte sie und produziert dort seither diesen vielleicht bemerkenswertesten Veltliner Österreichs – mit Naturhefen spontan vergoren, mit langem Hefekontakt in 500-Liter-Fässern ausgebaut, nicht geschönt und nur minimal gefiltert. Beim Hineinriechen erkennt man den Kalkstein sofort. Das berühmte „Pfefferl“ zeigt sich als tiefgründige, kalkige und nussige Würze, umspielt von Blüten- und Kräuternoten sowie Anklängen von Mandarine. Am Gaumen überschlagen sich die Zitrusfrüchte regelrecht: Grapefruit, Limette und Yuzu sind nur einige Nuancen, die sich herausschmecken lassen. Dennoch sind die herausragenden Eigenschaften dieses Veltliners vor allem Saftigkeit und Finesse. Im langen Abgang blitzen Limetten- und Grapefruitschalen sowie Hefenoten auf. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Aromenvielfalt und seiner komplexen Struktur wurde dieser Wein in der Vergangenheit bisweilen mit einem Burgunder verglichen. Kaum jemals wurde dabei aber präzisiert, dass er eher an einen großen Chablis als an einen großen Meursault erinnert – ein entscheidender Unterschied. Summa summarum ein spannender, straff strukturierter Veltliner, der groß und faszinierend anders ist. Was auch immer das zuständige Bundesamt davon hält.
Ab sofort und bis 2040.
Morics Sankt Georgen von 2020 ist ein spannender, straff strukturierter Grüner Veltliner, der faszinierend groß und faszinierend anders ist.