Blaufränkisch-Buddha mit Kräuter-Geschmack. 95 Punkte – FALSTAFF & JAMES SUCKLING
Anderswo würde man diesen Blaufränkisch wohl als „Zweitwein“ bezeichnen. Die Reserve stellt aber mehr als nur den „kleinen Bruder“ des mittlerweile weltweit gesuchten „Alte Reben“ aus dem alten Rebland von Lutzmannsburg dar. Freilich transportiert auch diese Selektion aus den bis zu 100 Jahre alten Stöcken im Mittelburgenland die Idee, mit der Roland Velich vor einem Vierteljahrhundert eine Renaissance des ungeschminkten Blaufränkisch eingeleitet hat. Die autochthone Traube in ihrer Janusköpfigkeit zwischen Eleganz und Kraft sollte man wieder schmecken können. Extrakt und Mineralik als weitere Ecksteine eines Gevierts, in dem sich das Beste der Rebsorte wiederfindet, kommen je nach Lage noch dazu. Mit Wildhefen, ohne Schönung und mit minimaler Filtrierung sollen die Weine von ihrer Herkunft erzählen. Die Reserve 2021 ist aber auch ein Wein, der ein wenig die Wartezeit auf das Reifeplateau der „Alten Reben“ verkürzt. Er stellt auf hohem Niveau und mit teils nahezu identem Traubenmaterial aber mehr als einen „Trailer“, eine Vorschau den „grand vin“ aus Lutzmannsburg dar. Wenn schon ein cineastischer Vergleich angesagt ist, dann entspricht die „Blaufränkisch Reserve“ einer Dokumentation: Wie der Welt-Blaufränkisch das wurde, was er ist.
Denn die Balance, eigentlich schon ein buddhistisches „All-Eins-Sein“, dieses Weins erkennt man bereits im Geruch. Kein grüner Gerbstoff, keine übereifrige Säure ist da zu erkennen. Selbst die typische Kirschfrucht hat scheinbar den Sonntagsstaat angelegt: Amarena pur, mit einem schmückenden Pelzchen aus Bohnenkraut und einem luxuriösen Vanille-Ornat. Hier nimmt die Nase schon die Trinkfreude vorweg!
Ein fast ätherischer Charakter zeigt sich dann am Gaumen, hier gruppieren sich fast irrlichternde Akzente von Wildkirsche, säurige Segmente und etwas Wildkräuter um einen dichten Kern aus dunkler, fast an Pflaume anklingender Frucht. Die kräutrige Art oszilliert zwischen frischem Salbei und etwas herberen Lorbeer-Noten und wird mit etwas Reife im Keller noch kompakter mit dem jetzt schon hoch eleganten Fruchtkörper verschmelzen. Das ist ein großartiger Rotwein, der zeigt, was mit Blaufränkisch möglich ist. Herrlicher Solist, der bereits gut antrinkbar ist und zu jedem Schmorgericht eine willkommene Ergänzung darstellt. Einen Teil der Würze bringt die „Reserve“ schon selbst mit.
Ab sofort bis 2036.
Der Blaufränkisch „Moric Reserve“ von Roland Velich ist ein feingliedriger, facettenreicher Rotwein, der durch reichlich Frische und Finesse beeindruckt.