Mediokre Weine kennt Moric nicht: Die rote „Hausmarke“ zeigt auch im vermeintlich kleinen Format virtuoses Können
21, 22, 20, 19, 18, 17, 16, 14 und 12: Auch wenn Roland Velich vom Weingut Moric eine Zeitlang seinen Lebensunterhalt als Croupier verdiente, hat diese Zahlenreihe nichts mit seiner Vergangenheit in einem Wiener Casino zu tun. Sie benennt die Jahrgänge, die der Winzer im Solera-Verfahren für die aktuelle Version seiner roten „Hausmarke“ zusammengestellt hat. Das Solera-Prinzip ist bekannt von der Sherry-Erzeugung: Mehrere Reihen Fässer lagern übereinander, der zum Verkauf bestimmte Wein wird aus der untersten Reihe entnommen, die entnommene Menge wird jeweils aus der darüber liegenden Reihe aufgefüllt: So entsteht ein ergänzender Kreislauf, den Velich nutzt. Sein Grundwein stammt aus dem Jahrgang 2021und wurde mit Weinen aus den Jahren 2022, 2020, 2019, 2018, 2017, 2016, 2014 und 2012 ergänzt. Die „Hausmarke“ ist auch der einzige Rotwein Velichs, der nicht nur aus Blaufränkisch gekeltert wird, Zweigelt und Pinot Noir steuern unverkennbare Facetten bei mit ihrer Fruchtigkeit und Eleganz. Bei der „Hausmarke“ geht es dem Winzer aus dem Burgenland nie darum, den Wein auf das Maximum zu trimmen, vielmehr um Frische und Trinkanimation. Die Trauben werden so gelesen, dass sie noch eine merkliche Knackigkeit aufweisen und nur zart extrahiert, damit die Gerbstoffe nicht zu wuchtig ausfallen. Die spontane Gärung erfolgte in offenen Bottichen für drei Wochen, teilweise mit Stielen, der Wein wurde in gebrauchten Holzfässern verschiedener Größen von 500 bis 4000 Litern ausgebaut. Er wurde weder geschönt noch filtriert und es wurde nur eine geringe Dosis Schwefel zugesetzt. Bei der „Hausmarke“ gibt es überhaupt keinen Grund zurückhaltend zu sein, schon die frische Frucht in der Nase ist die Aufforderung, endlich das Glas anzusetzen: Kirschen, Blaubeeren, Schlehe und Holunder, kräutrige Noten, getrockneter Thymian, feine Holzwürze, etwas rote Beete und schwarzer Pfeffer. Saftig am Gaumen mit roter Kirsche, trinkig, die Gerbstoffe sind zurückhaltend dosiert, benetzen den Gaumen, nehmen ihn nicht in Beschlag. Die Säure ist die frische Ader in der mittleren Struktur, die rotbeerige Fruchtigkeit, die in der Nase angezeigt wird, wiederholt sich auch am Gaumen, Kirschen, rote Johannisbeeren, Holunder und etwas Sauerkirsche und Tabak. Die „Hausmarke“ punktet mit unwiderstehlicher Saftigkeit und geradlinigem Zug. „Wein“, sagt Roland Velich, „muss nicht immer elaboriert sein. Wein kann simpel und wunderbar sein.“ Besser kann man seine „Hausmarke“ nicht beschreiben: Muss man nicht überhöhen, darf man aber auf gar keinen Fall unterschätzen.
Ab sofort bis 2026+.
Der rote „Haustrunk“ vom Weingut Moric kombiniert Blaufränkisch, Zweigelt und Pinot Noir, er zeigt unwiderstehliche Fruchtigkeit, Frische und Trinkanimation.