Komplexer „Waldspaziergang“ in Lutzmannsburg. 97 Punkte – Robert Parker WINE ADVOCATE
Mit einer Rebfläche von rund 18 Hektar ist die Ried Kirchberg die kleinste der drei Lutzmannsburger Rieden. Die Weingärten sind zudem vorwiegend nach Norden ausgerichtet. Gemeinsam mit der teilweise beachtlichen Hangneigung und den kalkhaltigen Böden ergibt sich daraus eine kühlere Charakteristik der Rotweine. Es war daher auch naheliegend, dass in der kleinen, feinen Riege der Blaufränkisch-Einzellagen Roland Velichs auch der Kirchberg (neben den Rieden „Maissner“ und „Schwemmer“) eine Rolle spielen würde. Die Riede Kirchberg selbst trägt dabei zwischen 40 und 100 Jahren alte Rebstöcke, die neben der Kalkmineralik auch einen Tiefgang mitbringen, der die Weine für eine lange Lagerfähigkeit prädestiniert. Man sollte es also so halten wie mit den großen Flaschen aus dem Châteauneuf-du-Pape: Entweder schon in der Jugend trinken oder zumindest zehn Jahre warten! Denn die feine, fast tänzelnde Finesse dieses würzigen und mehr der Struktur, denn der Frucht verschriebenen Blaufränkisch hat noch lange nicht ihre volle Stärke ausgespielt. Wer sich daher vor dem Kauf einen Eindruck von diesem Wein verschaffen will, sollte sich fünf Minuten auf einen moosigen Waldboden legen. Denn die Nase zeigt den Duft von Unterholz nach einem Regen – Heidelbeere, Himbeere, Moos, sogar etwas Pfifferlinge. Darüber schwebt ein Duft von jugendlicher Zwetschke, aber auch ein Quäntchen Myrrhe mengt sich in den komplexen Duft, der sich in dieser Jugend noch etwas unwillig öffnet. Am Gaumen wirkt er hingegen bereits sehr geschliffen. Aus dem cremig-rotfruchtigen Beginn entwickeln sich zwei geschmackliche Stränge. Die säuerliche Frucht, für die der Blaufränkisch von Velich ein Musterbeispiel darstellt, ist einer davon. In einer Parallelaktion – frei nach Robert Musil – tobt sich aber auch die würzige Seite dieses Rotweins aus. Ein zitrusfruchtige Element vom Kalkboden der Lutzmannsburger Riede kann nicht über die Kräutertöne hinwegtäuschen: Estragon und Lorbeer, aber auch etwas Eisenkraut mit seinem leichten Gerbstoffton, der dann den Nachklang des „Kirchberg“ beherrscht, entdeckt man im Trinkverlauf. Ein Musterbeispiel für einen „kühlen“ Blaufränkisch, mit dem Roland Velich die Sorte international wieder auf die Agenda gesetzt hat.
Ab etwa 2025 bis 2038.
Die Herkunft aus der Kalk-Lage Kirchberg ist diesem Wein merkbar eingeschrieben: Würzig und für die lange Strecke gemacht: Moric’ Blaufränkisch begeistert!