Blaufränkisch mit Brecht`scher Verfremdung! 98 Punkte – FALSTAFF, 100 Punkte – À LA CARTE
Nomen est omen – als Teil der Ried Sonnberg liegt die lokal auch „Maißner“ geschrieben Riede am Lutzmannsburger Hochplateau, unweit des Aussichtsturms. Wie ihre Nachbar-Weingärten ist sie von schwerem Lehmboden (Braunlehm aus kalkhaltigem Feinsediment) geprägt. Wichtiger ist aber die durchgehend ebene Ausrichtung, die eine gleichmäßiger Sonneneinstrahlung gewährt. Auch aus diesem Grund ist der Sonnberg seit jeher ausschließlich mit roten Rebsorten bestockt. Der Blaufränkisch, der von hier kommt, ist Teil von Roland Velichs Einzellagen-Kollektion rund um die Sorte, der er sich seit 2001 widmet. Zwischen dem reinen Lehm des „Ried Schwemmer“ und der kalkigen Nord-Lage des „Ried Kirchberg“ stellt diese Moric-Abfüllung eine Art „missing link“ dar. Die Würze geht weit über das hinaus, was man von den zahlreichen Mittelburgenländern auf Lehm kennt. Zum anderen verhindert aber die reife und saftige Frucht dieses 2021ers einen zu cerebralen, verkopften Rotwein. Denn der gute (!) Blaufränkisch ist immer auch ein konsumfreudiger Zeitgenosse. Und da macht auch diese High-End-Version aus der Riede Maissner keine Ausnahme.
Nein, auch der Mann an der Etikettiermaschine hat keinen Fehler gemacht: Das ist kein Rhône-Wein, sondern wirklich ein Burgenländer! Die aberwitzige Würze von Garrigue mit Rosmarin, Senfsaat und etwas Tapenade verleiht der ansonsten als Weichsel beschriebenen Frucht der Rebsorte eine dunkle, fast abseitige Würze. Sie wirkt so stark, dass der Duft eher als Holunder und Schwarzbeeren wahrgenommen wird. Wirklich spannend ist dieser Wein, das sei nur nebenbei erwähnt, in einem direkten Vergleich mit den anderen Lutzmannsburger Einzellagen Roland Velichs. Dann wird klar, wie Boden und Mikroklima auf engem Raum drei völlig unterschiedliche Rotweine entstehen lassen.
Doch zurück zum Ried Maissner! Denn am Gaumen wird die dunkle Beerenfrucht noch massiver. Wenn jemand „Merlot“ sagt und französische Vorbilder meint, kann man ihm nur Recht geben. Selbst das Tannin wächst bei diesem Blaufränkisch aus der Frucht heraus und ist weder Dekor noch die Ursache für ein „Man muss noch warten“-Caveat. Der Blaufränkisch von 2021 ist der klassische Wein zu einem Entrecôte bzw. – wenn man die Frankophilie nicht überstrapazieren will – zum Beef Wellington. Und das wird er noch etliche Jahre bleiben!
Maissner vom Weingut Moric aus dem Jahr 2021 ist ein straffer, dichter und mineralisch definierter Blaufränkisch mit feinen Konturen und kühlem Timbre.