Bei Schiefers Weißweinen lautet das Motto: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“
Uwe Schiefers rund 22 Hektar umfassender Betrieb steht für exzellenten Blaufränkisch. Vielleicht möchte Uwe daher umso mehr beweisen, dass er es auch vorzüglich versteht Weißwein zu vinifizieren. All seine Weißweine sind keine Charmeure. Die kleine Produktion zeigt stets eine bewusst exzentrische Handschrift. Hier kann Schiefer experimentieren, möchte gern etwas wagen und sich austoben. Dabei kommen dann solch geniale Weißweine heraus wie der „Weisse Schiefer“. Was macht diesen Wein so besonders? Nun, zunächst mal ist es die ungewöhnliche Herangehensweise. Dieser aus dem Eisenberg (Schiefer und Quarzböden) stammende Welschriesling von bis zu 60-jährigen Reben, vergor in offenen Holzbottichen und reifte dann über ein dreiviertel Jahr auf der Vollhefe in alten gebrauchten Holzfässern, bevor er anschließend ungeschönt und unfiltriert auf die Flasche wanderte. Es handelt sich aber hierbei mitnichten um einen sogenannten orange wine, denn dieser Wein hatte keine Maischegärung und scheint seinem Äußeren nach, der hellblassen Farbe, keineswegs ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist aber, was Uwe Schiefer mit schlanken 12,0 Vol.-% ins Glas zaubert.
Dieser feine Weißwein lebt von seiner Textur, den Verzicht auf primärduftige Frucht und alkoholischer Schwere. Man sollte ihn wie einen leichten Rotwein trinken, nämlich zart gekühlt bei 12 bis 16° C und nicht zu kalt. Dann entfaltet er all seine vielschichtigen Facetten. Der Jahrgang 2019 duftet rauchig-reduktiv aus dem Glas. Dazu Birnenspalten, ein Hauch Matcha-Tee sowie eine leichte Hopfennote. Am Gaumen erweist sich der Welschriesling dann als puristischer und klarer Weißwein mit angenehmer Pampelmusenaromatik, einem Hauch Pfirsich und angenehm salzigem Nachhall. Das erinnert uns gar ein wenig an eine Kreuzung aus Tements und Heinz Velichs Welschriesling vom Neusiedlersee. Eine Mixtur aus strahlender Frucht aber auch salzigen und herbalen Noten.
Das Mundgefühl ist großartig, verlangt direkt nach einer Essensbegleitung. Meeresfisch oder pochierte Austern mit Spinat, im Rockefeller-Stil. Oder ein saftiger gedämpfter Schweinebauch. Dieser Wein liebt es exotisch und experimentell, ist ein Grenzöffner, so wie Uwe Schiefer selbst mit seinen feinen Weinen entlang der burgenländischen Grenzregion. Kommen wir auf unsere Ausgangsfrage zurück: Was macht den Wein so besonders? Nun, seine Machart, viel mehr aber der Charakter, der daraus entsteht. Unaufgeregt, präzise, fordern, aufwühlend. Eben 100% Uwe Schiefer.
PS: Manfred Klimek, der gebürtige Österreicher, Fotograf und Journalist veröffentlichte in der zweiten Ausgabe des Schluck-Magazins ein wunderbares Portrait über Uwe Schiefer. Dort kennzeichnet er Schiefer einfühlsam und bewegend als Mensch, so wie wir ihn kennen und bewundern. Und er schreibt auch über den andersartigen „Weisser Schiefer“: „Schiefer hat einen Instinkt für die Lücke, dem er bis heute vertrauen kann. Beweis dafür ist sein schon sehr früher gekelterter Naturwein-Kommentar Weisser Schiefer, ein großartiger Wein, weit voran, weit voran modern, weit vor der Moderne der heutigen Marktschreier.“
Laut Uwe Schiefer profitiert der Wein enorm von 3–4 Jahren Reife. Uns schmeckt er allerdings jetzt schon ganz außerordentlich gut!
Unkonventioneller Weißwein aus dem Burgenland. Der Welschriesling „Weisser Schiefer“ ist aufwühlend, kompromisslos und eben durch und durch Uwe Schiefer.