Moric
„Hidden Treasures Nr. 2 – Somlo (Ungarn)“, weiß 2022

Stark! Der „Riesling des Ostens“ ist wieder zurück

Diesmal ist es ist das kleinste Weinbaugebiet Ungarns, in dem Roland Velich für sein Projekt fündig würde. Der erloschene Vulkan Somló hebt sich in der flachen Puszta auch mit „nur“ 431 Metern Höhe deutlich ab. Der „kleine Somló“ (= Nagy-Somló) stellt dabei einer der vier Subregionen dieser Landmarke dar. Ihre Hänge tragen seit Jahrhunderten die klassischen Weißweinsorten Ungarns wie Hárslevelü (Lindenblättriger) oder Olaszriesling (Welschriesling). Und natürlich den Furmint, den hier Tamás Kis mit den beiden anderen Sorten zu einer zupackenden Cuvée verbunden hat. Die erste Geige spielt aber der Furmint bei diesem „Hidden Treasure“. Er macht 75 % des 2022er Weißweins aus. 15 % Welschriesling und 10 % Prozent Hárslevelű ergeben dazu eine Mischung, die erstaunlich gut funktioniert – und den Boden dieser historischen pannonischen Weinregion stets durchschimmern lässt. Basalt und Sand bringen die Würze der Sorten neben der knackigen Säure noch stärker zur Geltung. Das wusste man schon lange, denn die trockenen Weißweine der Region wurden teilweise sogar als Medizin verabreicht. Tamás Kis begann 2010 an diese Tradition anzuschließen – dank Roland Velich kennen seine Bemühungen nun auch Weinfreunde außerhalb Ungarns.

Da ist aber Apfel drin! Der Furmint-Anteil gibt mit dem dezenten Welschriesling-Gehalt die Duftspur vor. Man sieht vor dem geistigen Auge Golden Delicious in einem Kistchen, dazu auch etwas säurige Passionsfrucht und weiße Blüten. Dass der 2022er aus dem berühmten Weinort auch am Gaumen zupackend sein wird, zeichnet sich hier schon ab. Das verrät dem Kenner auch den perfekten Lesezeitpunkt, denn lasch – wofür der nicht als Süßwein gekelterte Furmint bei zu später Lese berüchtigt war – ist hier gar nichts!

Ein wenig Papiernuss gibt allenfalls Schmelzigkeit, den Rest besorgen die Agrumen und final dann eine tropische, aber nie süße Mischung von Früchten. Als hätte man das Kompott, dass es im Chinarestaurant gern zum Abschluss gibt, einmal nicht gesüßt! Und dann ist da noch ein mineralischer Zug, der diese Mischung zu einem echten Allrounder macht. Ein perfektes Glas, das man direkt nach dem Heimkommen genießt, sobald man in seine Puschen geschlüpft ist! Und diesen Wein zum Ankommen muss man einmal in dieser Raffinesse finden …

Ab sofort bis 2033.