AT-BIO-402
Ungemein würziger und vielschichtiger Grüner Veltliner mit herrlichem Schmelz – der Liebling der Burgunderfraktion
16,5/20 – Jancis Robinson
95/100 – James In Zeiten der Klimaerwärmung gelten gerade in etwas weiter südlich gelegenen Weinbauregionen die warmen Lagen nicht mehr unbedingt als die besten – aber im Kamptal, rund 70 Kilometer nordwestlich von Wien ist das natürlich noch kein Problem. Die gesamte Region wurde lange Zeit etwas unterschätzt, erst seit dem Jahrgang 2008 gibt es die offizielle Bezeichnung Kamptal DAC (Districtus Austriae Controllatus) – in der Alpenrepublik wird eben noch auf humanistische Bildung inklusive lateinischer Sprache Wert gelegt, weshalb die Ursprungsbezeichnung einen besonderen Touch bekommt. Aber warum nicht? Der namensgebende Fluss sorgt in der Region für dezente Kühlung, genau wie die frischen Winde aus dem Norden. Also kann es nur gut sein, dass die Ried Grub wunderbar nach Südwesten geöffnet ist, eingekesselt zwischen dem legendären Heiligenstein und dem genialen Gaisberg. Die Lage ist, weil sie eben in einer Grube liegt, von drei Seiten perfekt windgeschützt, hier kann es also schon mal kuschelig warm werden. Der kalkhaltige Boden ist aus Löss entstanden, es ist eine Art lehmig-sandiger Schluff, das Terroir besteht aus sehr feinem verwittertem Gestein, lokal ist etwas Kies eingelagert, unter der Oberfläche finden sich auch größere Sandsteine. Mit anderen Worten: Der Boden kann für ordentlich Power sorgen. Nach der sorgfältigen Lese hat – wie bei Hannes Hirsch üblich – eine Ganztraubenpressung stattgefunden, eine generell schonende Methode. Wie bei Biodynamikern üblich, findet die Vergärung ausschließlich mit natürlichen Hefen statt, der Ausbau geschieht im Edelstahl und im großen Holz unter langem Kontakt mit der Feinhefe. Der Wein duftet wunderbar satt nach hellen, reifen Früchten, roter Apfel, süße, leicht kandierte Limettenschale, Orangenzesten sind dabei, dazu feine Minze, fast ein Hauch Bergamotte, dahinter dann weißer Pfeffer und eine delikate mineralische Prägung. Das ist sehr vielschichtig und schon richtig charmant – und so geht es am Gaumen weiter. Die Säure ist frisch, aber herrlich reif, das ist ganz viel Saft und Schmelz, neben reifen Früchten rollen würzige Aromen heran, Melisse, Lorbeerblatt, alles mineralisch grundiert. Das ist enorm dicht, richtig komplex und überaus delikat. Von der Struktur her sind wir hier schon fast bei einem Burgunder, das ist ein Grüner Veltliner mit richtig viel Zug und Format – das ist der Ausdruck eines fantastischen Terroirs und einfach genial!
Ab sofort und bis 2034.
„Zwischen Gaisberg und Heiligenstein gelegen, bringt diese Lager sehr komplexe, stoffige und vielschichtige Weine hervor.“ (Weingut Hirsch)