AT-BIO-402
Kalk, Kühle und minimale Kellertechnik im Verein. 95 Punkte – FALSTAFF
Vor 65 Jahren wurde der Grundstock für das heute so bekannte Weingut Tement gelegt. Die ersten Reben befanden sich am Grassnitzberg, der daher seit den Tagen Josef Tements einen besonderen emotionalen Stellenwert im Familienbetrieb hat. Die geschlossene Kessellage schraubt sich bis 420 Meter Höhe hinauf. Damit ist eine kühlere Prägung verbunden, die allerdings auch vom Boden begünstigt wird. Der besteht in der Süd-Südost-ausgerichteten Lage aus einer Hinterlassenschaft des Urmeeres (Paratethys), das vor 16 Millionen Jahren auch die Steiermark bedeckte. Der Korallenkalk und die nächtliche Abkühlung ergeben eine markante Geschmacksnote, die mit „Riff“ gut charakterisiert wird. Die junge Winzergeneration hat mit der Umstellung von biologischer Bewirtschaftung (seit 2005) auf Biodynamie für noch schonenderes Arbeiten im Weingarten gesorgt. Vor allem am aktuellen Grassnitzberg merkt man diese mit Jahrgang 2020 erfolgte Umstellung von Stefan und Armin Tement deutlich – an einem noch feineren Terroir-Ausdruck des Sauvignon Blancs. Ein 24-monatiger Ausbau auf der Feinhefe tut dabei ein Übriges zur Eleganz dieses Weins. Sein frischer Duft nach Passionsfrucht und Birne, eine Ahnung von Grünhopfen und eine Fülle an Kräutern zeichnen hier das Duftbild. Melisse, etwas Löwenzahn und mit Luft – die man ihm unbedingt geben sollte – auch ein zarter Rauch sorgen für die Attraktivität dieses Tement’schen Sauvignon Blancs. Ebenso saftig wie würzig stellt sich der „Riff“ am Gaumen ein. Man bräuchte Zeit, um alle Nuancen aufzuschließen, die jetzt schon da sind: Herbe Reste des Gerbstoffs, packende Säure (ein Erbteil des Korallenkalks!) und dieser Kräuterstrauß im Hintergrund sorgen für Trinklaune. Die Mischung aus betont kühler Tropenfrucht und der markanten Würze schwingt im langen Abgang noch mit. Dort weiß man kaum zu bestimmen, wann der Schmelz der Nektarine endet oder die pikante Note eines Peperonata-Paprikas beginnt.
Eng liegen die Eindrücke beisammen im „Riff“ und es herrscht kein Mangel an ihnen. Womit auch sichergestellt ist, dass dieser außergewöhnliche Lagen-Sauvignon wohl jedem etwas mitbringt. Hochklassigen Genuss ganz zuvorderst. Und bitte nicht den Tement-Tipp vergessen: „Riff“ kann jung getrunken werden, „er entwickelt aber erst nach drei bis fünf Jahren die typischen »Grassnitzberg-Terroir-Noten«“.
Ab sofort bis 2035.
Die Frucht bleibt erfreulich dezent beim kühlen 2021er. Dafür punktet die Würze dieses Lagen-Sauvignons. Strukturiert und sortentypisch – das ist „Riff“!