95 Punkte: „ein unglaublicher Roter“ – Robert Parker WINE ADVOCATE
Weltbewegendes aus Almansa: Envínate wie immer in Bestform!
Das Projekt Envínate (deutsch: „Decke dich mit Wein ein!“) entstand aus der Freundschaft, die sich zwischen vier Weinbaustudenten einer Lerngruppe der Universität Alicante bildete. Alle vier hatten diese besondere Gemeinsamkeit: sie waren gleichermaßen besessen von ihrem Thema, häuften umfängliches Wissen und Erfahrungen an wie Außenstehende sich eher um Geld und Erfolg Willen abmühen. Das Projekt, über das inzwischen ausführlich berichtet wird, dessen Legende gesponnen, dessen Lobpreis in der Fachpresse gesungen wird, ist auch schlicht spektakulär. In vier verschiedenen Regionen Spaniens mit geballter Klugheit glasklar Terroir-bezogene Weine zu machen, alles für diesen eindeutigen Bezug zur Herkunft zu tun und das mit solcher Präzision – das ist schon ein Wunder. Die Maxime ist recht simpel: Alles, was Terroir verschleiert, lässt man bleiben und alles, was die teilweise raren Rebsorten in Szene setzt, wird gepflegt. Herrlich!
Hier in den Regionen Almansa und Manchuela sind es die Rebsorten Garnacha Tintorera (die auch unter dem Namen Alicante Henri Bouschet bekannt ist) und Moravia Agria (nur in Spanien angebaut, davon der überwiegende Teil in Manchuela), die dem „Albahra“ von 2022 sein helles Gesicht geben. Die 30 Jahre alten Garnacha-Tintorera-Rebstöcke wurzeln in teils kalkigen, teils lehmigen Böden bei Albacete auf 800 Metern Höhe. Nach der selektiven Lese von Hand werden 40 % der Trauben entrappt und alles zur spontanen Gärung für 10 bis 15 Tage in Betonbehälter gegeben, und nur selten wird der Tresterhut runtergedrückt (die Farbe der Sorte ist auch ohne mechanische Maßnahmen gut zu extrahieren). Dann erfolgen biologischer Säureabbau und Reifung (acht Monate) wiederum in Beton. Die Moravia Agria (46 Jahre alte Reben) wächst, wo sie hingehört, nämlich in Manchuela auf 710 Metern Höhe, auf zum Teil in mageren Kalk-, in Ton- und Sandböden. Auch hier werden 40 % der Trauben entrappt, die Stiele aber nach der kurzen Mazerationszeit wieder zugesetzt – die Gärungszeit von 7 bis 10 Tagen erfolgt in Beton. Nach dem Säureabbau und Reife in Barriques (228 und 500 Liter) wird verschnitten und unfiltriert abgefüllt (hier im Juni 2023).
Der ganze beschriebene Aufwand hat sich gelohnt: schon die Farbe ist einzigartig schön. Das reife Granatrot leuchtet herrlich auf und die wirklich schwache Trübung hilft dabei, reiche Reflexe entstehen zu lassen, wenn das Glas in Bewegung versetzt wird. Ein Duft von Kirschen legt sich auch sofort über diesen großartigen „tinto“, und mit Konzentration dringen unsere Sinne hindurch, erleben Himbeere, Erdbeere, rote Pflaume, Rauch, Schiefer, Rosinen, Waldboden, Pfeffer, Anis, Fenchel, Salbei, Majoran, Zeder, Nelke, Kaffee, Parmigiano, Brombeere, Gummi und schließlich Hibiskus und Lavendel. Das Bouquet ist schon eine Ansage! Wenn dann auch noch dieses besonders gepflegte Tannin mit der Säure Einigkeit über das gesamte Geschehen zeigt, die Süße und die freche, aber leichte Schärfe die Würz- und Fruchtwelten kommentieren, ist nur noch Schweigen und Genießen angesagt. Eindeutig Coup de Cœur!
Ab sofort bis mindestens 2030+.
Bei ihrem tinto aus Almansa, dem „Albahra“ von 2022 zeigen die Winzer von Envínate wie weltbewegend Herkunftsbezogenheit sein kann. Gigantisch!