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Hase und Igel – wir wissen, wie solche Rennen ausgehen. Bei 4kilos gibt’s jedenfalls nur Sieger! 97 Punkte – PARKER
Francesc Grimalt hat die ausschließlich auf den Balearen heimische Callet quasi im Alleingang rehabilitiert. Die Herkunft dieser fast vergessenen Rebsorte liegt im Dunkel, auch ihre Genetik wurde erst in späterer Zeit genauer erforscht und jüngst erst revidiert. Erste halbwegs wissenschaftliche Beschreibungen stammen aus dem späten 19. Jahrhundert, Juan Marcilla Arrazola taucht 1942 tiefer in die Materie ein und weiß unter anderem zu berichten, dass die Rebsorte „Weine mit ungefähr 11 Vol.-%“ hervorbringt „mit wenig Extrakt und noch weniger Farbe“. Letzteres verwundert allerdings, angesichts der Tatsache, dass „Callet“ im mallorquinischen Dialekt „schwarz“ bedeutet. Hatte man früher angenommen, dass es hier um eine Kreuzung von Palomino Fino und Villardiel handeln müsse, kommen Analysen aus jüngerer Zeit zu einem anderen Ergebnis: Callet sei demnach aus einer spontanen Kreuzung der Sorten Fogoneu und Callet Cas Concos entstanden. Aber letztlich liegt die Wahrheit im Glas – und die leuchtet! Die Trauben für diesen sortenreinen Callet stammen aus biologischem Anbau, die bis zu 50 Jahre alten Rebstöcke gedeihen auf zwei Parzellen („Es Puput“ und „Es Quetcla“), deren eisenhaltige Kalk-Lehmböden hier als cal vermell bezeichnet werden. Die Gärung geschieht zur Hälfte im Edelstahltank, zur Hälfte in 2500-Liter-Gärbottichen, der zwölfmonatige Ausbau erfolgt in gebrauchten 600-Liter-Barriques.
Im Glas anfänglich fast schon zögerlich, vergleichsweise dicht – der „4kilos“ braucht ein wenig Zeit bis er sich öffnet. Die Nase ähnlich kühl und parfümiert wie beim schlicht genialen Vorgänger von 2020, der aus Sicht des Winzers aus einem klimatisch alles andere als perfekten Jahr stammt. Subtilität, Eleganz, Finesse – all das (und noch viel mehr) ist hier wieder vorhanden. Vor jede Frucht hat sich ein luftiger Vorhang von mediterranen Kräutern und kühlem Stein geschoben, balsamisch-„ dunkelgrüne“ Noten (bis fast Erdreich und Graphit), dahinter im ersten Moment tatsächlich reife rote Trauben, später dann Kirschen, Veilchen (überhaupt Blütennoten: „blind probiert“ erinnert dieser Wein mit seinen floralen Elementen und seiner Frische an Mencía! Unglaublich, dass – ausgerechnet! – Callet diesem Wein einen derart atlantischen Charakter beschert!) und etwas Süßholz, Eisenspäne sowie dunkle Beeren. Am Gaumen bleiben Kühle und die steinig-kräutrige Würze wunderbar präsent, was als „geschmeidige Kargheit“ beginnt, wird immer komplexer. Auf die Gefahr hin, uns zu wiederholen: Es ist schon großartig, diese Gleichzeitigkeit der Eindrücke – Frucht, Stein, Blüten, Kräuter und Gewürze, dazu eine perfekt integrierte Säure, kühler mineralischer Zug, schlankes, saftiges Tannin und ein langer, beseelter Nachhall – ein spektakulärer Wein aus einem großen Jahrgang!
Ab sofort, dürfte ab 2025 noch spektakulärer sein – bis 2033+.
Der „4kilos“ 2021: buque insignia (Flaggschiff) der Bodega. Kühle, Struktur und Eleganz. Er bewegt sich lebendig und bewegt uns zutiefst. Überragend!