Elektrisierend, elegant und schwerelos leicht: „Kinki“ ist das neue „Sexy“!
Gleich vorweg: „Kinki“ entspricht, entgegen aller anderslautenden Gerüchte, im Spanischen nicht dem englischen „kinky“. Der Name von Verónica Ortegas leichtfüßigem, extrem schlankem Mencía (mit heuer fast 50%igem Anteil anderer roter und mehrheitlich weißer Rebsorten – hauptsächlich Palomino, Doña Blanca, Godello und Alicante Bouschet – verweist auf einen aus diversen Gründen zurückhaltenden Außenseiter mit (sagen wir einmal) eher anarchisch kanalisierter Energie. Was die Sachlage durchaus trifft, sogar ganz programmatisch ist – auf jeden Fall in Sachen Energie und was die Lage „im wilden Außen“ angeht erst recht! Die Trauben für den „Kinki“ stammen von stark schieferhaltigen Böden, dem paraje La Llamilla im 750 Meter Höhe rund um Cobrana (nordöstlich von Ponferrada im sogenannten Bierzo Alto) und werden für den Wein – grappes entiéres – in einem offenen Eichenholzbottich mit 5000-Liter Fassungsvermögen vergoren, der Wein reift dann acht Monate lang in 800-Liter-Tonamphoren (in letzteren ähnlich wie im Jura eine ganze Zeit lang sous voile – Verónica beschreibt diesen Florhefeschleier als „dicht und sauber, mit dem Duft nach Zitrone und grünem Apfel“). Bei aller jugendlichen, fast „elektrischen“ Spannung, Nervosität (im absolut positiven Sinn!) und wunderbarer Wildheit, besitzt der „Kinki“, auf dessen Etikett eine beeindruckende aromatische und strukturelle Tiefe bzw. Tiefenschärfe – die gerade einmal 12 Vol.-% Alkohol unterstreichen das sogar: Im Duft strahlend helle Sauerkirschfrucht, im Kern rote Beeren (säuerliche Erdbeeren, Johannisbeeren und Himbeeren) von fast ätherisch-frischer Fruchtigkeit, ein Hauch Minze (zartgrün, dann leicht balsamisch) und zitrische Noten, am Gaumen dann die mehrdimensionale, weit aufgefächerte „Übernahme“ des Spektakels, mehr Frucht (wieder die Beerentrias, nun auch eine Spur Sauerkirsche), mehr Säure (herrlich präzise), ein energetischer tannischer grip und eine absolut inspirierende, extrem trinkanimierende (für Verónica: „elektrisierende“) Salzigkeit, die sicher vermutlich der zeitweiligen crianza biológica unter dem Hefeschleier verdankt. Für uns ist „Kinki“ weiterhin das neue „Sexy“, der elegante 2022er steht dem im Wine Advocate mit 94 Punkten bewerteten 2021er in nichts nach! Ein winziger Wermutstropfen: Vom neuen Jahrgang gibt es gerade einmal 2000 Stück – das ist weniger als die Hälfte der Vorjahresproduktion … Daher: run, don’t walk!
Eleganter, betörend frischer „Außenseiter“ mit enormem Trinkfluss: Verónica Ortegas „Kinki“ aus den Höhenlagen des Bierzo – mehr Energie geht nicht!