Entre os Ríos
„Tinalla“ Komokabras, IGP Barbanza e Iria blanco 2022

Albariño, Amphore, außergewöhnlich und einfach herrlich!

José Crusat hat keinerlei Angst vor Experimenten. So hat er irgendwann damit begonnen, den Albariño länger auf der Maische, also auf den Traubenhäuten, Stielen und Stängeln auszubauen. Er hat festgestellt, dass sich diese Sorte dafür exzellent eignet. Also ist er noch einen Schritt weiter gegangen, hat die alte Tradition des Ausbaus in spanischen Amphoren wieder aufgenommen. So ist der „Tinalla“ als dritte Variante seiner Interpretation der Albariñotraube entstanden. Tinalla ist der galicische Begriff für die spanische tinaja, die Tonamphore, die so heiß gebrannt wird, dass man sie im Gegensatz zur georgischen Quevri nicht mit Bienenwachs auskleiden muss. „Tinajas“ sind also dicht, bieten aber trotzdem einen Luftaustausch. José lässt die entrappten Beeren über fünf Wochen hinweg in zwei 300-Liter-Tinajas bei Kellertemperatur spontan vergären und baut sie dann ohne Schalen über zehn Monate hinweg in diesen Amphoren aus. Das Ergebnis ist ein bernsteinfarbener Weißwein mit goldenen Reflexen, der dem Typus „Orangewein“ alle Ehre macht.

Schon im Duft ist der „Tinalla“ ein Ereignis: Kamille und Melisse, Orangenblüten und Orangensaft, Kumquats und Grapefruits samt Schalen. Dazu kommen einige Noten von roten Früchten, ein wenig Honig und Crema catalana. Dabei wirkt der Albariño schon im Duft nicht süß, auch wenn er bestimmte Aspekte von Süßspeisen in sich trägt. Am Gaumen zeigt sich dann sofort, dass der Wein komplett trocken ist. Aber was ist das für eine Eleganz in der Textur! Zunächst zeigt sich eine weiche, reife Säure. Dann wird die für den Ausbau in tinajas so typische an gebrannten und feuchten Ton erinnernde Textur immer offensichtlicher. Schließlich verbinden sich die Noten von Kumquats und Grapefruitschalen mit medizinal-kräutrigen Aspekten, etwas Bergamotte und Hopfen, Kamille und Fenchelpollen sowie mit der für Crusats Weine so typischen Salzigkeit und dem Tonischen, was sich in einer elektrisierenden Mineralität ausdrückt. Das ist ein ganz besonderer Wein, ganz anders als man Albariño sonst kennt, und doch so stimmig, so klar, so präzise und gekonnt gemacht.

Ab sofort und bis sicherlich 2029+.