Cerrón
Stratum Wines, „Los Yesares“ DOP Jumilla, tinto 2022

Kraftvoll, vielschichtig, komplex und von bewundernswerter Finesse!

98 Punkte: „The texture is so velvety and voluptuous, it is dangerously seductive. A seamless and truly beautiful Mediterranean wine.“ – Tim Atkin

95+ Punkte: „Power und Wumms mit kontrollierter Energie und großer Balance“ – Luis Gutiérrez (Robert Parker Wine Advocate)

„Der moderne Ausdruck alter Reben“ – so lautet der Slogan der Bodega Cerrón, die damit auch dem DOP-Gebiet Jumilla hohen Aufmerksamkeitswert gegeben haben. Aber es ist eben kein Marketing-Gag, sondern die Bewahrung eines Kulturguts rund um Fuente Álamo in der Provinz Albacete. Denn mit der Rekultivierung alter Anlagen haben die Brüder Cerdán García in den Familien-Weingärten schon begonnen, ehe sie 2019 mit ihrer eigenen Weinlinie in Erscheinung traten. Der Kern der „Stratum“-Serie sind uralten Weingärten, die in den Jahren 1942 und 1967 ausgepflanzt worden sind. Seit dem Jahrgang 2022 tragen ihre Weine auch stolz das „Demeter“-Zeichen; die biodynamische Wirtschaftsweise ist ein weiterer Schritt der Brüder, um an der Qualitätsschraube zu drehen.

Die Basis ihres „Los Yesares“ liefern drei einzelne Parzellen, die allesamt noch mit wurzelechten Rebstöcken versehen sind. 94% davon tragen Monastrell-Trauben, dazu kommt ein Kleiner Anteil lokaler Rebsorten, unter denen Moravia Agria (5 %) die prominenteste darstellt. Trotz des „mediterran-südlichen“ Alkoholgehalts von 14 Vol.-% und insgesamt dunklerer Frucht, beeindruckten bei diesem Rotwein elegante Säure und Frische. Kalkböden und eine Höhenlage von 900 bis 940 Metern tun ein Übriges, um den Trinkfluss des 2022er-Jahrgangs zu befördern, dessen Winter war von kalten Temperaturen, zwei Schneeperioden mit bis 80 Zentimetern Schnee inklusive (das mediterrane Spanien!), geprägt war. Diese Schneefälle trugen allerdings wesentlich zur Verbesserung des Wasserhaushalts bei. Ein dritter Schneefall – mittlerweile schreibt man den 6. April –verzögerte dann die Blüte. Im Frühjahr ging’s dann mit reichlich Regen (zu 300 Litern) und vergleichsweise kühlen Temperaturen weiter, bevor der lange, trockene Sommer mit seinen heißen Tagen und kühlen Nächten Einzug hielt. Ein kräftiger Regenguss vom 12. auf den 13. September bremste im richtigen Moment die Reifung ab und beförderte die Frische, was schon während der Lese im Oktober ganz augenfällig war.

Beim Ausbau setzen Carlos und Juanjo Cerdán auf einen 30%-Anteil an Ganztrauben, die in 1.000 Liter-Fässern vergoren werden und auch im Fass 14 Monate bis zur Abfüllung reifen. Wie schon der Jahrgangsvorgänger duftet der 2022er kräftig und dabei kühl wie lange gezogener, aber nun kalter Früchtetee aus dem Glas. Wobei er etwas voluminöser, noch etwas dunkler wirkt. Neben Granatäpfeln, Blutorange und hellen Blüten geben Zimt und pfeffrige Noten der eher dunklen Beerenfrucht (Brombeere, Heidelbeere, Holunder, aber auch Himbeere und ein kleiner Anteil roter Johannisbeeren) den entscheidenden Dreh. Heidelbeere. Wunderbar feinkörnige, fast kalkig-pudrige Tannine, die Luis Gutiérrez an die italienischer Gewächse erinnern (welche genau, verschweigt der Kritiker, aber wenn wir raten müssten, würden wir auf Nebbiolo-artiges tippen), für uns ist das typisch Cerrón: ein durch und durch mediterraner Wein wie er nur aus diesen Regionen Spaniens (Jumilla, Manchuela, das „Grenzgebiet“ von Alicante und Valencia) stammen kann. Mit Blick auf den von uns so geliebten Vorgänger: Der 2022er ist die „vermehrte und verbesserte“ Auflage des „Los Yesares“ ohne, dass die wie mit dem „Laser geschnittene“ (Wine Advocate) Präzision in Kombination mit saftiger rot dunkelbeeriger Frucht sowie intensiv kräutrigen Aromen ihren Fokus, ihren spin verlören.

Ab sofort uns bis 2036+.