Francesco Versio - Barbaresco -

Es war vielleicht DIE Entdeckung unserer Piemontreise. Gemeinsam mit Fabio Burlotto den Abend im Il Centro di Priocca ausklingend (einem der schönsten Restaurants des Piemont), umgeben von einer legendären Weinkarte und traditionellen Speisen wie der Finanziera, empfahl uns Fabio einen Wein von einem noch eher unbekannten jungen Winzer: Francesco Versio. Es war der Barbaresco seines erst zweiten Jahrgangs. Ein Wein, der wie die Barolo Burlottos ultrafein und elegant ausfällt. Ein Wein, der die Eleganz der Rebsorte ins Zentrum stellt und uns sofort neugierig machte, von dem wir bisher nichts gehört hatten! Doch Francesco für einen Import zu engagieren, war gar nicht so leicht, denn die Weine sind im Inland heiß begehrt, die Produktion mit aktuell unter 25.000 Flaschen quasi inexistent.

Francesco, aufgewachsen als Sohn eines Lehrers im Dörfchen Albesani, wenige Kilometer zwischen Barbaresco und Neive gelegen, arbeitete nach seinem Weinbaustudium in Alba und Turin. Nach einer kurzweilig angestrebten Karriere seiner zweiten Leidenschaft, der Musik, arbeitete er ab 2011 zunächst als Kellermeister, dann als Önologe im Kultweingut Bruno Giacosa, Hand in Hand mit Dante Scaglione. Mittlerweile seit sieben Jahren baut er hauptberuflich die Weine im Weingut Luigi Oddero aus. Doch seiner ganz eigenen Vorstellung von Wein folgt er in Neive, wo er 2012 die Reben seines Großvaters übernehmen konnte. Die Rebfläche ist überschaubar: rund ein halber Hektar der Crus Currà (sandige Böden) und San Cristofero (Kalksteinterroir), die Ende der 1960er gepflanzt und zuvor an benachbarte Betriebe verpachtet wurden. Vor wenigen Jahren konnte er die Rebfläche um ein paar Rebzeilen im Dogliani (von hier stammt der feingliedrige Dolcetto) sowie aus den Lagen Tetti und Cotta in Neive erweitern. Die Gesamtproduktion bleibt nach wie vor extrem überschaubar, begann allerdings im elterlichen Keller mit rund 2.500 Flaschen und finanzierte das erste Holzfass!

Die Vinifikation ist klassisch, die Lehrschule Francescos unverkennbar. Seine Weine mazerieren lange auf der Schale, die Erträge sind mir teils 30 HL/Ha sehr niedrig. Vergoren im Stahltank, wandern diese dann in große Holzfässer (botti grandi) oder in neutrale Zementtanks. Bei der Füllung und hierin unterscheidet er sich vom klassischen Ansatz, schwefelt er die Weine nur sehr gering, was stets kerngesundes Traubenmaterial im Keller voraussetzt. Das Ergebnis sind Rotweine, die von ihrer Eleganz leben, frei von Holzeinflüssen sind und in der Jugend bereits absolute Finesse ausstrahlen. Auch sein Dolcetto strahlt Leichtigkeit und Frische aus, hebt sich deutlich ab vom modernen Bild der überextrahierten und kraftvollen Vertreter der Rebsorte.

Für uns handelt es sich um einen der spannendsten Betriebe und wir setzen viel auf den jungen Francesco, der erst in seinen 30ern steckt aber bereits bezaubernde Weine füllt, die mit dem ersten Jahrgang zu begeistern wussten. Wir sind Fabio Burlotto zudem höchst dankbar, dass er uns den Kontakt zu diesem beeindruckenden Talent ermöglichte und die Weine erstmalig ihren Weg nach Deutschland finden! Von diesem Name wird man gewiss in Zukunft noch viel hören und wir empfehlen allen Finesse-Liebhabern schon jetzt die Fühler auszustrecken, denn die internationale Aufmerksamkeit auf den winzigen Betrieb steigt rasant an und es ist absehbar, dass diese Weine immer schwieriger zu erhalten sein werden!