Winzer*in |
Marco Tait
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Region |
Toskana - Maremma
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Rebfläche |
35 Hektar
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Rebsorten |
Rot: Alicante Nero, Cabernet Franc, Merlot, Carignano, Mourvèdre, Sangiovese, Alicante Bouschet
Weiß: Trebbiano, Malvasia, Ansonica
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Beste Lagen |
La Rocca, Sassoforte, Pieve, Cannucceto
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Zusammenarbeit |
seit 2008
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Historie |
Ampeleia wurde im Jahr 2002 gemeinsam mit Elisabetta Foradori gegründet
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Anfang der 2000er-Jahre entdeckte Elisabetta Foradori ein besonderes Fleckchen Erde. Die damals schon weltberühmte Winzerin aus dem Trentino reiste in die Maremma und damit in jene Region, die gerne als „alte Toskana“ bezeichnet wird. Diese umfasst neben den Hügelketten der Monti dell’Uccellina vor allem den Küstenstreifen von Grosseto. „Maremma“ bedeutet eigentlich „sumpfiges Küstenland“. Das ist die Maremma heute nicht mehr, denn sie ist längst trockengelegt. Sie ist eine viel wildere Schönheit als die Kulturlandschaft des Chiantis zwischen Florenz und Siena. Als die Winzerin das Bergdorf Roccatederighi, rund 30 Kilometer vom Meer entfernt, erreichte, wusste sie, dass sie den Ort gefunden hatte, an dem sie ein zweites Weingut aufbauen wollte. Mit den Südtiroler Unternehmern und Weinliebhabern Thomas Widmann und Giovanni Podini hatte sie Freunde und Partner an ihrer Seite, die mit ihr das neue Projekt verwirklichen wollten. Nur den richtigen Platz hatten sie lange nicht gefunden. Roccatederighi und der Hof einer Viehzüchterfamilie, der zum Verkauf stand, waren der Ort, an dem „Ampeleia“ Wirklichkeit werden sollte. Und mit dem Önologen Marco Tait hatten sie den Mann an ihrer Seite, der Ampeleia zu dem erfolgreichen und geschätzten Weingut machte, das es heute ist. Der Name „Ampeleia“ stammt von dem Satyr Ampelos, der – in der griechischen Mythologie –Personifikation des Weinstocks.
Elisabetta Foradori kannte den Trentiner Önologen bereits aus einer gemeinsamen Zusammenarbeit im Trentino, denn Marco hatte bei ihr ein Praktikum absolviert und schon damals gezeigt, dass die beiden in Sachen Wein, Nachhaltigkeit, Biodynamie und Kreislaufwirtschaft auf einer Wellenlänge liegen. Foradori hat nie vor, selbst die Weine in der hoch gelegenen Maremma, der so genannten Alta Maremma selbst zu erzeugen. Sie wollte nur in den ersten Jahren ihr Know-how einbringen, denn in Roccatederighi galt es, Pionierarbeit zu leisten und dann das junge Team selbst arbeiten und sich entwickeln lassen. Dort, auf teilweise 500 Metern Höhe war vorher nie Wein gemacht worden, der in irgendeiner Weise mit Preisen überschüttet worden wäre. Es gab nur einfachen Landwein aus bäuerlicher Mischwirtschaft. Allerdings gehört diese Region zu den Coline Metallifere, Hügeln, die ihren Namen den Kupfer- und Eisenvorkommen verdanken, die schon von den Etruskern ausgebeutet wurden. Dieses besondere, eisenhaltige Terroir haben seit den 1980er-Jahren auch andere renommierte Weingüter für sich entdeckt. Vor allem, um so genannte „Super Tuscans“ zu erzeugen. Nur wagten sie sich damals noch nicht so weit in die Höhe. Im Hinblick auf den rasant fortschreitenden Klimawandel war diese Entscheidung jedoch noch weitsichtiger, als Elisabetta es wohl geahnt hatte.
Eingebettet in eine Landschaft aus Kastanien- und Eichenwäldern, kleinen Olivenhainen und Obstgärten ist das Weingut im Laufe der Zeit selbst zu einem Teil dieser mediterranen Kulturlandschaft geworden. Marco Tait und sein Team haben nach und nach einen Ort geschaffen, der den Weinbau mit eigenen Bienenstöcken, Hühnern, Kühen, Gemüsegärten und Feldern mit traditionellen, fast ausgestorbenen Getreidesorten verbindet. 2009 begann Marco mit der biodynamischen Bewirtschaftung und 2014 wurde das Weingut Demeter-zertifiziert. Alles, was dazu nötig ist, also biologische Spritzmittel, Kompost und Hornmist, wird selbst produziert.
Die mittlerweile 35 Hektar Weinberge von Ampeleia liegen gemischt mit 54 Hektar Wald und 31 Hektar Agrar-Land auf drei verschiedenen Höhenlagen, sind in 50 Parzellen aufgeteilt und mit verschiedenen Rebsorten in einer Dichte von 7.000 bis 8.000 Stöcken pro Hektar bepflanzt. Jede Rebsorte sollte ihren optimalen Standort haben. La Rocca liegt auf einer Höhe von 500 bis 600 Metern und ist mit sieben Parzellen Cabernet Franc, einer Parzelle Merlot und vier Parzellen mit weißen Rebsorten wie Trebbiano, Ansonica und Malvasia bepflanzt. Der Boden besteht aus Kalkstein, Galestro (eine besondere Art von grau-blauem Kalkschiefer) in der sogenannten Palombino-Struktur, in der sich Kalkstein, Lehm und Galestro abwechseln. Die Lagen Pieve und Sassoforte liegen in mittleren Höhen zwischen 280 und 350 Metern. Sie sind mit Alicante Nero (Grenache), Carignano, Mourvèdre und anderen weißen Rebsorten bepflanzt. Hier herrschen wasserdurchlässige, steinige, rote Lehmböden vor, umgeben von Korkeichen, Myrte und mediterraner Macchia. Cannucceto schließlich liegt auf 200 Metern Höhe und zeichnet sich durch schwere Lehmböden aus, die mit Fossilien und Kalk durchsetzt sind und mit Alicante Nero, Alicante Bouschet, Sangiovese, Mourvèdre und Carignano bepflanzt sind, die vor allem für den „Unlitro“ und den „Rosato“ verwendet werden. Aufgrund der Vielfalt der Rebsorten und der unterschiedlichen Höhenlagen erstreckt sich die Weinlese in Ampeleia über eineinhalb Monate. Anschließend wird das Lesegut je nach Rebsorte in Betontanks, Holzgärständern und für kleinere Partien auch in Edelstahl vergoren. Der Kellermeister muss 40 bis 50 einzelne Gärpartien gleichzeitig im Auge behalten. Alle Weine werden in Betontanks ausgebaut, nur der „Ampeleia“ reift zwölf Monate in großen Holzbottichen mit 50 bis 60 Hektoliter Fassungsvermögen.
Elisabettas Idee war es, Weine zu erzeugen, die „geschmeidig, elegant, fein und fließend wie Seide, dabei harmonisch, facettenreich und fruchtig, charmant, aber auch kräftig“ sind. Marco Tait und seine „Familie“, wie er sein Team nennt, haben dies in die Tat umgesetzt. Und das an einem Ort, der mit seinen Menschen, Tieren, der Landschaft, der Kultur des Weinbaus und der Landwirtschaft sowie dem kleinen Restaurant mit eigenen Produkten mehr ist als die Summe seiner Teile. Ein echter „locus amoenus“ also, an dem Weine entstehen, die Essenz und Seele dieses besonderen Fleckchens Erde in sich tragen.