Das außergewöhnlichste Weingut Spaniens arbeitet heute noch so wie vor 130 Jahren!
Während eine Weinrevolution um sie herumwütete, sind auf der Bodega die Uhren genau so langsam gelaufen wie immer. López de Heredia ist den Traditionen treu geblieben, die die Rioja einst berühmt gemacht haben. Wichtigster Faktor: Zeit.
Region |
Rioja
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Rebfläche |
80 ha
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Rebsorten |
Rot: Rot: Tempranillo, Graciano, Garnacha, Mazuelo
Weiß: Viura, Malvasía
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Beste Lagen |
Viña Tondonia, Viña Cubillo, Viña Bosconia, Viña Zaconia
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Historie |
Das Weingut wurde 1877 als erstes Weingut in Haro gegründet. Dort entstehen schon seit 125 Jahren Weine.
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In kaum einer anderen klassischen und berühmten Weinbauregion der Welt ist die Spannweite zwischen Weingütern traditioneller und moderner Ausrichtung so groß und so offensichtlich wie in der Rioja. Mit der Moderne, die in den 1980er-Jahren aufkam, zogen neueste Kellertechnik und französische, oftmals stark geflämmte Barriques in die Bodegas ein. Es herrschte Aufbruchsstimmung und viele Weingutsbesitzer und Investoren bauten Weingüter, die wie moderne Kathedralen wirken – entworfen von international renommieren Architekten. Dieser Aufbruch hat der Region zweifelsohne gutgetan, allerdings auch nur deshalb, weil es gleichzeitig einige wenige Familien gab, die sich weiterhin als Hüter der traditionellen Lehre verstanden und diese allen schnelllebigen Moden zum Trotz in ihren Weinen bis heute ausdrücken. Das berühmteste dieser Häuser ist zweifelsohne R. López de Heredia Viña Tondonia. Dort entstehen seit mehr als 125 Jahren Weine, die Jahrgang für Jahrgang in einem solchen Maße den Verstand und die Seele berühren, wie wir es nur ganz selten erlebt haben. Daher war es uns schon lange eine Herzensangelegenheit, diese Weine in unser Portfolio aufzunehmen.
Der Name R. López de Heredia steht für das vielleicht ungewöhnlichste Weingut ganz Spaniens. Gegründet wurde es 1877 als erstes Weingut in Haro, der heutigen Weinhauptstadt der Rioja. Seit dieser Zeit werden die Weine in absolut gleicher Manier vinifiziert. Zwar hat man das Weingut im Laufe der Zeit erweitert, sodass man heute über 80 Hektar Weingärten verfügt und über eine ansehnliche Anzahl an Gebäuden inklusive eines neuen Kellers, doch der Stil der Weine hat zeitlos die Jahrzehnte überdauert. Die Weine, deren bekannteste die Viña Tondonia Reserva rot und weiß sind, galten immer als das Maß aller Dinge, was klassische Weinstile betrifft. Mittlerweile hat dieser Stil, der im diametralen Gegensatz zu den holzbetonten und konzentrierten Weinen der Moderne steht, eine zunehmend und stetig wachsende Zahl an Anhängern gefunden.
R. López de Heredia vinifiziert Wein im Gegensatz zu den heutigen marktwirtschaftlichen Tendenzen – und ist damit trotzdem erfolgreich. Wo sonst findet man heute noch Weine, die zunächst neun Jahre im Fass und dann weitere zehn oder mehr Jahre auf der Flasche reifen? Weine, die erst dann verkauft werden, wenn sie nach Meinung der Familie den richtigen Grad an Finesse entwickelt haben, um getrunken werden zu dürfen? Bei der Viña Tondonia Gran Reserva ist das der Fall. Und selbst dem Einstiegswein der Bodega, der Crianza Viña Cubillo, gönnt man drei Jahre Fassreife und vier weitere Jahre auf Flasche. Dass diese Weine dann zu einem Preis angeboten werden, den sich auch Weinliebhaber mit begrenzten monetären Ressourcen leisten können, ist ein weiteres großes Glück und keineswegs selbstverständlich. Doch auch hier bleibt die Familie den Prinzipien treu, die der Gründer der Bodega, Don Rafael López de Heredia y Landeta, 1877 festgelegt hat. Don Rafael war in vielerlei Hinsicht Visionär. Er wählte als Erster die Hauptstadt der Rioja Alta, Haro, als Sitz seines Weinguts – kaum vorzustellen, tummeln sich in Haro heute doch Dutzende Bodegas. Er ließ das Weingut so errichten, dass alle Vorgänge gemäß der Schwerkraft durchgeführt werden konnten. Zudem baute er neben den großen Fasskellern, die er ins Gestein schlagen ließ, eine Küferei, sodass die Weine von Beginn an in eigenen Fässern ausgebaut werden konnten. Dabei stand der Geschmack des Holzes nie im Vordergrund, sondern immer nur die Gerbstoffpolymerisation durch Mikrooxigenation. Vergoren wurden und werden die Weine spontan und ohne ein zusätzliches Mittel – auch hier hat man nie auf Moden gesetzt, sondern das anfängliche Rezept bewahrt. Es handelt sich bei diesen Weinen also um Naturweine im besten und ursprünglichsten Sinne. 12.900 in der eigenen Küferei entstandene Barriques aus Eichen, die in den amerikanischen Appalachen gefällt wurden, liegen heute in den Kellern. Nur 10 % davon werden jährlich ersetzt.
Diese Weine, die aus den Weingärten Tondonia (1913 und 1914 angelegt), El Bosque, Viña Cubillas und Viña Zaconia stammen, sind das beste Beispiel dafür, wie fein und elegant Rioja sein kann. Diese Weine wird man nicht in eine Blindprobe mit heutigen Bordeaux stellen, sondern man wird sie vergleichen mit gereiften Burgundern und Barolos. Die Rioja-Weine wirken zart, finessenreich und frisch – auch wenn sie bereits Jahrzehnte gereift sind. Das Faszinierende dabei ist, dass es die Familie schafft, diesen Stil sowohl auf die Rot- wie auch auf die Weißweine anzuwenden. Auch die weißen Viña Tondonia Reserva und Viña Tondonia Gran Reserva, Cuvées aus rund 90 % Viura und 10 % Malvasia, werden über viele Jahre hinweg in Fass und Flasche ausgebaut, bis sie ihren einzigartigen Geschmack herausgebildet haben. Auch hier dominieren Finesse und Frische, ein von Gerbstoff geprägtes seidiges Mundgefühl, eine faszinierende Transparenz und eine wunderbar nussige Aromatik. Diese Rioja-Weine sind in angenehmster Art leise Weine, die dafür aber umso länger nachwirken. Wenn man den Begriff Meditationswein auf einen Stil anwenden möchte, dann ist er bei diesen Weinen gerechtfertigt. Sie bringen die große Tradition eines der berühmtesten Weinbaugebiete der Welt mit Präzision und mit einer wunderbaren Entspanntheit in die Flasche. So kann man das Gefühl bekommen, dass diese Weine gleichsam ein Bewusstsein für die Region und für ihre Entstehung besitzen, haben sie doch den einzigartigen Charakter der Bodegas R. López de Heredia in sich aufgenommen und geben ihn uns wieder preis. Und das in einer Art und Weise, die man nur als Weltklasse bezeichnen kann.