Eine Freundschaft, zwei Winzer und eine Phalanx der besten Naturels der Rhône.
„Sie gehören zu den spannendsten, energetischsten und charaktervollsten Weinen der Rhône.“ – Matt Walls („Wines of the Rhône“)
Winzer*in |
René-Jean Dard und François Ribo
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Region |
Nördliche Rhône
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Rebfläche |
8,5 Hektar
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Rebsorten |
Syrah, Roussanne, Marsanne
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Zusammenarbeit |
seit 2021
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Historie |
René-Jean Dard und François Ribo treffen 1983 zum ersten Mal aufeinander
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Die Geschichte des außergewöhnlichen Weinguts Dard et Ribo beginnt mit einem tragischen Ereignis. Als René-Jean Dard gerade einmal 15 Jahre alt war, starb sein Vater. Dieser hinterließ ihm einen Hektar mit Weinreben und die große Frage, was er mit dem einen Hektar und seinem Leben nun anfangen sollte. Es war Anfang der 1980er-Jahre, und die Nord-Rhône war nicht das, was sie heute ist. Die dortigen Landbesitzer erzeugten kaum eigene Weine, die meisten Trauben wurden an Genossenschaften und vor allem an Handelshäuser verkauft, und so mancher Syrah dürfte auch damals noch den ein oder anderen „Burgunder“ oder „Bordeaux“ farblich aufgewertet haben, während die eigene Reputation zu wünschen übrig ließ. Die Rahmenbedingungen sollten sich irgendwann grundlegend ändern, doch bis dahin würden noch viele Kubikmeter Wasser die Rhône hinunterfließen.
Zunächst einmal traf René-Jean Dard 1983 auf François Ribo. Beide beschlossen, sich in Beaune an der dortigen Weinbaufachschule weiterzubilden. Sie hatten etwa die gleiche Haarlänge und auch die gleiche Einstellung und beschlossen, zusammen Wein zu machen. „Es war nicht einfach. Wir hatten beide lange Haare. Wir lebten anders als der Rest, und es war schwierig, akzeptiert zu werden.“ Es sollte sicher noch anderthalb Jahrzehnte wenn nicht länger dauern, bis die beiden, die von Beginn an auf Chemie im Weinberg verzichteten und lieber mit Pferden arbeiteten, in der konservativen Winzerszene der Nordrhône Akzeptanz fanden. Ähnlich lange dauerte es in den üblichen Weinführern, die ihren Stil nicht anerkannten, sie abstraften und sogar lächerlich machten.
Schneller ging es nach den ersten entbehrungsreichen Jahren in der Pariser Weinszene; denn dort entstand ab dem Ende der 1980er-Jahre eine Bewegung, die Dard & Ribos Weine verstand und feierte. Dort suchte man Weine, die so natürlich wie möglich entstanden waren, Trinkfluss boten und mit wenig oder gar keinem Schwefel auskamen. Es war die Zeit, in der die Weine der Verfechter dessen, was man später als „vin naturel“ bezeichnen sollte, ihre Heimat fanden.
René-Jean Dard und François Ribo hatten nicht wirklich etwas Neues machen wollen. „Als wir begannen, Wein zu machen, war unser Anspruch, den bestmöglichen Wein zu erzeugen, und nicht, etwas Neues zu kreieren. Damals war es noch normal, auch Weine ohne Schwefel zu erzeugen, und das haben wir von Anfang an gemacht.“ Mittlerweile sind aus den zwei Hektar achteinhalb geworden, die sich auf Crozes-Hermitage, Hermitage und Saint-Joseph verteilen. Die beiden haben fast ausschließlich Steillagen hinzugenommen und bewirtschaften diese nach biologisch-organischen Vorgaben mit einigen biodynamischen Elementen. Lediglich im ersten Jahr, 1983, haben sie versucht, ihre Weine so zu erzeugen, wie sie es in Beaune gelernt hatten. Doch sie merkten sehr bald, dass Chemie im Weinberg und Zusatzstoffe im Keller nicht ihr Ding waren. Rund ein Drittel ihrer Weine sind Weißweine, was ungewöhnlich ist für die Rhône.
Im Keller werden die Weine spontan vergoren. Die beiden nutzen so viele Stiele und Stängel in den Rotweinen wie möglich. „Aber wir haben kein Rezept zum Weinerzeugen“, sagt René Dard. Alles ist im Laufe der Zeit mit der zunehmenden Erfahrung entstanden und in der Auseinandersetzung mit vorhandenen Traditionen. Auf Schönung und Filtration wird verzichtet, ebenso auf Schwefel, aber nur in den besten Jahren, sonst werden minimale Mengen verwendet. Das gilt übrigens auch für die Weißweine, die recht lange auf der Vollhefe lagern und dann noch einmal auf der Feinhefe, was sie so stabil macht, dass auch bei den Weißweinen Schwefel meist nicht notwendig ist. Bei den Weißweinen erzeugen sie – ebenfalls völlig ungewöhnlich – mit dem Crozes-Hermitage „Pé de Loup“ einen Wein aus 100 % Roussanne und mit dem „Les Karrières“ und „K“ zwei Weine aus 100% Marsanne. Der weiße Saint-Joseph ist wiederum ein meist 100%iger Roussanne, und auch beim Hermitage blanc aus der Lage L’Homme überwiegt Roussanne. Die roten Weine sind natürlich reinsortige Syrah mit dem Spitzenwein „Hermitage“ aus den Lagen Varogne und Les Doignières.
Was die beiden erzeugen, sind Weine, auf die man nicht Jahrzehnte warten muss, wie es gerade bei klassischen Hermitages der Fall ist. Anbau und vor allem Ausbau der Weine sorgen dafür, dass selbst ein „Hermitage“ von Beginn an offen und einladend, trinkfreudig und im höchsten Maße lebendig und tonisch ist. Gerade die Rotweine strotzen nur so vor Saftigkeit und dunkler Frucht, Fleischigkeit und Würze, sie bilden in hervorragendem Maße den Terroircharakter ab, sind komplex und tief, dabei urwüchsig und charakterstark. Sie stehen in der Tradition der Vordenker des vin naturel, also von Jules Chauvet und der „Gang of Five“ im Beaujolais, den Bretons an der Loire und einem Pierre Overnoy im Jura. Kein Wunder also, dass die beiden zurückgezogen arbeitenden Winzer zu echten Stars geworden sind. Nur hat das natürlich zur Folge, dass die Mengen, die wir erhalten können, extrem begrenzt sind. Aber immerhin gibt es ihre Weine jetzt in unserem Portfolio!