„Die Weine der Genossenschaft von Moixent bieten eine sehr gute Qualität fürs Geld. Beeindruckend.“ – Luis Gutiérrez(Robert Parker’s Wine Advocate
Die romantische Seite einer Genossenschaft Im beschaulichen Mogente (auf valenciano Moixent) mit seinen etwa 4.700 Einwohnern wird Gemeinschaft großgeschrieben und intensiv gelebt. Ohne dieses Für- und Miteinander wären uns die Weine der 1951 gegründeten „Cooperativa del campo San Pedro Apóstol“ sicherlich nicht oder aber sehr viel später aufgefallen. Der Zufall wollte es aber glücklicherweise ganz anders!
Sind wir nicht alle manchmal Etikettentrinker?
Ein Rückblick: wir beschäftigten uns gerade noch mit den jüngsten Eindrücken der zurückliegenden Weinmessen Fenavin und ProWein anno 2022. Das Weingut Celler del Roure von Pablo Calatayud hat es bis nach ganz oben auf unsere Must-have-Liste geschafft. Wir recherchieren alles rund um das Thema Celler del Roure und seinem Macher, dabei fällt uns das Etikett der Weine von Sant Pere (insbesondere durch den – wie wir später erfahren – von Dani Nebot gestalteten Hahn) sofort ins Auge – und unsere Neugier ist geweckt. Wir befragen dazu Pablo und Paco Sentis, Pablos rechter Hand bei Celler del Roure.
Genossenschaft feat. Celler del Roure
Paco erklärt uns welche Verbindungen zwischen Celler del Roure und der Kooperative bestehen und warum die Weine tatsächlich „der Hit“ sind, aber der Reihe nach: 1950 begann man in Moixent mit dem Bau eines Genossenschaftsgebäudes, nur ein Jahr später konnte die gerade eben erst konstituierte cooperativa dort einziehen. Wein spielte lange Zeit eine völlig untergeordnete Rolle (wie in jenen Jahren im Grunde überall in der Gegend), die Genossenschafter von Moixent sind zunächst vor allem für ihr mittlerweile exzellentes Olivenöl aus der autochthonen Sorte Grossal bekannt. Der frische Wind den unter anderem Celler del Roure zu Beginn des neuen Jahrtausends in die levantinische Weinszene brachte, ermutigte denn auch die Kooperative ihre Fühler stärker gen Rebe hin zu strecken und sich in mehr als einer Hinsicht neu zu definieren.
Eine perfekte Infrastruktur
Die 25 Genossenschafter von Sant Pere bewirtschaften gemeinsam 143 Hektar unter Reben im „Valle de Les Alcusses“ – selbstredend ökologisch und ohne jegliche Bewässerung. Damit erreicht man nicht die Erträge konventionell-moderner Betriebe, setzt aber bewusst auf individuelle Qualität und echte Nachhaltigkeit. Die autochthonen Sorten Monastrell und Macabeo stehen im Fokus der Bemühungen und wurzeln dort, in den Terres des Alforins, in rotem Kalklehmboden. Primäres und erklärtes Ziel ist es, die alten Rebflächen nach alter Väter Sitte, tradierten Gebräuchen und (in vielerlei Hinsicht vorindustriellen) Praktiken zu bewirtschaften. Für die Mitglieder der Kooperative ein alternativer, ehrlicher und zuzkunftsträchtiger Lebensentwurf.
Etwas „vintage“ muss schon sein
Von Winzer die auf Herkunft schwören, hört man häufig diesen einen Satz: „Der Wein entsteht im Weinberg“. Dennoch bedarf es eines Kellers, damit dort Traubenmost fermentieren und reifen kann. Bei Sant Pere nutzt man dazu nicht ohne Stolz die alte bodega aus den 1950er-Jahren mit ihren knapp 100 Zementtanks und einem Fundus von 60 Barriques aus amerikanischer und französischer Eiche. „Wir sind nicht hip, wir haben einfach immer mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln gearbeitet.“ Der alte Keller (gemeint sind hier besonders die Zementtanks) ist ideal, um den Weinen die notwendige Struktur, Tiefe und auch einen gewissen Schliff zu geben („redondear los vinos“), was gerade bei der recht störrischen Monastrell unverzichtbar ist.
Der Mentor
Pablo Calatayud und sein Team von Celler del Roure haben die Weine von Sant Pere in den letzten Jahren geprägt. In seinen Anfängen als Winzer lernte Pablo viel von anderen, seit einigen Jahren ist aus dem wissbegierigen Schüler ein gefragter Lehrer geworden. Als die Genossenschafter bei ihm um Rat fragen und um Unterstützung bitten, kann er – seinem Naturell folgend (zumal als produktiver Teil einer Gemeinschaft, der er sich zugehörig fühlt) – nicht anders und stürzt sich geradezu in dieses Projekt. Ab 2017 fungiert Pablo als eine Art Supervisor und bis 2019 trifft er sämtliche elementaren Entscheidungen, ganz gleich ob im Weinberg (Fragen zur Kultivierung und Pflege oder Lesezeitpunkt) oder im Keller (Vinifizierung). Selbst administrativen Dingen sowie der Vermarktung (daher auch der Hahn von Freund und Designer Dani Nebot, der seit 2002 auch die Etiketten der Roure- Weine gestaltet) nimmt er sich an. Paco Sentis berichtet: „wir von Celler del Roure haben in jener Zeit den Job von zwei Weingütern gemacht und hatten sehr viel Spaß daran.“ Warum dann das „schnelle Ende“ dieser Zusammenarbeit nach nur drei sehr intensiven Jahren?
Der souveräne Herr Papa
„Unsere Verbindung besteht weiterhin“ ergänzt Pablo. „Aber die Kooperative hat schon vor uns sehr vieles richtig gemacht. Sie hat zudem enorm dazugelernt und die richtige Einstellung. Die Genossenschafter können ihre Entscheidungen nun selbstständig treffen, und außerdem machen sie großartige Weine.“ Pablo strahlt dabei wie ein zufriedener Vater, der stolz über seine mittlerweile erwachsenen Kinder spricht.