Kaiserlicher Pinot Noir vom Kaiserstuhl
Bewusst pflanzt Holger Koch seit Jahren Setzlinge, die von alten französischen Rebanlagen abstammen. Er will kleine Beeren, die weniger Ertrag, dafür aber außergewöhnlich intensive Aromen bringen. In Verbindung mit der wind-gekühlten Südwest-orientierten Parzelle „Halbuck“ entsteht das außergewöhnliche Traubenmaterial für den „Dreistern-Pinot“. Denn die Beeren reifen hier langsamer, aber aromatisch intensiver als in den anderen Weinbergen Kochs. Lange Nachmittagssonne und die kühlen Winde über Bickensohl ergeben im Zusammenspiel eine ausgeprägt würzige Fruchtintensität der Rotweine.
Die Ernte dieses Filetstücks wird traditionell im Holzgärbottich und mit den Weingarten-eigenen Hefen vergoren. Doch es wäre nicht Burgunder-Tüftler Holger Koch, wenn er nicht genau 35% der Trauben mitsamt den Stielen einmaischen würde. Ein weiteres Zehntel der Erntemenge hat er mittels maceration carbonique vergoren, um sein Ideal einer fruchtig-leichten Version des Kaiserstuhl-Pinot Noirs zu erreichen. Auch die 15 Monate Reife in 300 Liter-Fässern der Küferei Stockinger dient der Abrundung dieser ausgeklügelten Kombination.
Die Nase belohnt diese Vorgangsweise im Keller beim „Pinot Noir***“ mit einem Potpourri, das frische Amarena-Kirsche ebenso zeigt wie süßen Gewürzpaprika. Es sind jedoch weniger einzelnen Aromen, die faszinieren. Sondern ihr steter Wechsel, der einem Kaleidoskop gleicht. Denn auch die changierende Eichen-Würze, bisweilen an Rum-Rosine erinnernd, dann wieder an Rosenholz, spielt in diesem Reigen trefflich mit. Die Klasse dieses Spätburgunders zeigt aber das Mundgefühl, das man nicht anders als „seidig“ bezeichnen kann. Wohlgemerkt: Nicht nach Jahren, sondern wir sprechen von einem 2022er! Holger Koch verfügt offenbar über die Superkraft, den Gerbstoff einfach abzustellen. Dafür hat dieser Wein eine erfreulich präsente Säure, die ihn als Treibstoff noch geschmeidiger über die Zunge befördert. Das Finale gehört gänzlich der würzigen Seite dieses „Dreisterners“ – etwas Sternanis, getrocknete Tomate und Rooibos wären als Eindrücke zu nennen. Der Kakao im Rückaroma ist dann das Tüpfelchen auf dem „I“ des Pinots. Kurz; ein absoluter Oberliga-Spätburgunder!
Ab sofort, idealerweise ab 2026 bis 2035.
Kochs Pinot Noir ***: Ein Top-Burgunder, der Zeit – im Keller, aber auch im Glas – benötigt, um seine Finesse zu zeigen. Warten kann so schön sein!