Holger Koch
Pinot Noir „Reserve“ 2021

Ziselierter, aber nie verspielter Burgunder

Die Trauben für die Reserve 2022 stammen zu einem guten Drittel aus dem exponierten Teilstück Halbuck, dem auch der Pinot Noir *** entstammt. Der Großteil der Trauben allerdings wird traditionell in der Ried Steinfelsen gelesen, wo der Weinbau bereits am Limit erfolgt. „Ohne Tröpfchenbewässerung wäre es gar nicht mehr möglich“, meint Holger Koch zu diesem Jahrgang. Doch die Zielsetzung seiner „roten“ Kollektion bleibt unverändert: Es geht um schöne (Kirsch)Frucht, feine Säuerlichkeit und möglichst runde Tannine. Vor allem bei letzteren merkt man in dem kühlen Jahrgang, dem die Reserve im Gegensatz zu den Lagenweinen, die aus dem hitzigen 2022 stammen, eine nahezu „weggefeilte“ Qualität. Das liegt aber auch an der Säure, die in dem kühlen Jahrgang 2021 eine deutlichere Rolle in der Jugend der „Reserve“ spielt, als das vielleicht in den mittlerweile zur Norm gewordenen Hitzejahren (am ohnehin niemals kühlen) Kaiserstuhl der Fall ist. Doch man soll auch nicht so tun, als hätte das einen Stilwandel bewirkt, im Gegenteil: In einem solchen Jahr erlebt man, wie die rubinroten Weine Kochs noch mehr funkeln. Denn alle Parameter der Frische, nach denen der Winzer strebt, sind hier im Einklang.

Wer Holger Kochs Weine auch nur ein wenig kennt, wird also auch beim 2021er mit verbundenen Augen – eine klassische Blindprobe tut es aber auch – auf die „Reserve“ tippen. Es ist stets der dunkelfruchtigste Rotwein der Serie aus Bickensohl. Brombeere und Schattenmorelle sind nicht die allertypischsten Spätburgunder-Noten und doch macht dieser Duft neugierig auf den Wein dahinter. Denn auch Nuss-Schokolade und vor allem würzige Einsprengsel (Borretsch ebenso wie Gewürzpaprika) tragen zur Attraktivität des Duftbilds bei. Wie ein seidiger Film allerdings kleidet dieser 2021er den Mundraum aus. Die Leichtigkeit ist ebenso verblüffend wie auch überraschend nach dem „schweren“ – immer dazu gedacht: für Koch’sche Verhältnisse! – Geruchspotpourri. Die hellen rotbeerigen Geschmacksnoten lassen erneut an Weichsel denken, aber auch Rooibos-Tee und ein hoch elegante, aber sehr fein austarierte Dosis Timut-Pfeffer sind wahrzunehmen. Es ist die Tiefendimension, die mit viel Würze von der Herkunft dieses Weines erzählt. Sie zeigt aber auch die Liga, in der dieser Wein spielt, denn vor allem die Länge und Intensität dieser Noten beeindruckt. Und das bereits jetzt, wo der Pinot Noir gerade einmal beginnt, seine komplexen Eindrücke ein wenig enger zu gruppieren. Aber wer zur Reserve greift, weiß vermutlich genau, welchen langlebigen Schatz er damit seinem Keller einverleibt hat.

Ab sofort bis 2035.