Holgers „Steinfelsen“ – immer wieder ein Ereignis!
Im Vinum Weinguide 2020 werden Holger Koch und seine Weine perfekt charakterisiert: „Innerhalb von 20 Jahren hat sich Holger Koch mit seinem von den Eltern übernommene Weingut an die Spitze Deutschlands vorgearbeitet. Dabei ist er immer gern unter dem Radar der großen Weinszene geflogen und hatte kein Problem mit seiner von Understatement geprägten Rolle. Und so sind auch seine Weine.“ Entsprechend ist sein Weißburgunder „Steinfelsen“ bereits Ergebnis einer komplexen Denkleistung, mit der man sich auseinandersetzen sollte, um den Wein voll und ganz zu verstehen. Er stammt aus Bickensohler Weinberglagen, die seit der Flurbereinigung in den 1970er-Jahren zu Großlagen zusammengelegt wurden, die nun mehrere Dutzend Hektar umfassen. Daher kommt es häufig mehr auf die Gemarkung, also einen bestimmten Teilbereich an. Und diese Gemarkungen (oder „Gewanne“) werden bei Winzern wie Holger Koch natürlich jeweils getrennt ausgebaut. In unserem Fall stammt der Weißburgunder aus dem Gewann „Amerika“. So nennen die Kochs diesen Weinberg schon sehr lange. Er befindet sich noch hinter dem „Ozean“ und ist vom Weingut in gut zehn Minuten (ein flotter Traktor vorausgesetzt) zu erreichen. „Amerika“ liegt vergleichsweise hoch und nach Westen ausgerichtet, was in Anbetracht des Klimawandels in Zukunft durchaus von Vorteil sein könnte. Die Weine aus „Amerika“ (Ortslage Bickensohler Steinfelsen) werden kaum anders als die „Drei-Sterner“ behandelt, sind allerdings nach Freigabe schon deutlich zugänglicher. Die 2022er-Version des Weißburgunders ist die „gastronomischste“, die uns jemals untergekommen ist! So weich, so verführerisch, dabei so erfrischend und wunderbar nachhaltig! Sie duftet nach Steinobst, weißen Blüten, Mandeln und Orangenzeste. Eine wunderbare Würzigkeit durchzieht den Wein im Bouquet ebenso wie am Gaumen, wo man die Frucht zunächst eher „hintergründig“ wahrnimmt, die Würze dominiert in Form einer gewissen Nussigkeit und Kräutern. Wesentliches Stilmittel des Weins: die Maischevergärung. Während 94 % der Trauben entrappt und nach einer gewissen Standzeit sehr langsam ins gebrauchte 1200-Liter-Fass gepresst wurden, hat der Winzer den restlichen Anteil wie einen Orange-Wein mit Stielen und Stängeln sowie mit Kernen und Traubenhäuten vergären lassen. Was wie immer ein großes Plus ist, denn dieser maischevergorene Anteil ist das Ausrufezeichen, dass bei den „Steinfelsen“-Weinen mitgelesen, mitgedacht werden sollte: Er bedingt diesen wunderbaren grip, die feinstoffige, seidige Textur und eben auch diese herrliche Frische und (wie schon im Vorjahr) Frucht ohne Süße und den herb-animierenden Zug. Schluck für Schluck eine Rehabilitation dieser Sorte!
Der Weißburgunder „Steinfelsen“ ist ein Klassiker im Pinard de Picard-Portfolio. Intensiv, unbeschwert, unaufdringlich. Und ein idealer Speisenbegleiter!