Grau ist alle Theorie, grauburgundisch grandios die Praxis!
Als Holger Koch den elterlichen Betrieb übernahm, wurden die Trauben, wie üblich, noch an die Genossenschaft geliefert. Über viele Jahre – und für einen Winzergenerationenbetrieb doch in Windeseile – krempelte er den Betrieb komplett um. Zuwider waren ihm das anspruchslose Konzept, zu gut die potenziellen Qualitäten seiner Heimat. Klar war von Anfang an: Man muss nicht jedem gefallen. Das ist eine Attitüde, die gerade beim Grauburgunder fast schon revolutionär anmutet, handelt es sich doch um eine Rebsorte, die in vielen Betrieben fast schon gleichschmeckende Weine ohne Individualität hervorbringt. Weine, die jeder mag, die niemandem wehtun.
Bei Holger Koch ist das anders. Sein „Steinfelsen“-Grauburgunder schimmert etwas dunkler als die meisten anderen Exemplare dieser Rebsorte im Glas, der Schalenkontakt der Burgundertrauben ist offensichtlich. Auch die für ihn schon traditionelle Zugabe von maischevergorener Trauben (hier beläuft sich der Anteil auf sieben Prozent) bringt eine Struktur in den Wein, die viele andere Betriebe lieber glattbügeln bzw. gar nicht erst zulassen.
Die Trauben stammen aus der kühlen und windigen Westlage „Amerika“. Ja, dies ist der Name dieser Terrasse, die ihn deshalb von Kochs Vorfahren bekommen hat, weil sie so weit vom Weingut entfernt liegt. Um dorthin zu gelangen, muss man folgerichtig dann auch erst einmal den „Ozean“ durchqueren – so heißt die Lage vor „Amerika“. Doch zurück zum Wein: Hier duftet es sehr zart nach Meyer-Zitronen nebst der etwas herben Note der weißen Schale. Eine zarte, perfekt eingebundene Holzfassnote – der Grauburgunder wurde sieben Monate in gebrauchten 500- und 1200-Liter-Gebinden auf der Vollhefe ausgebaut – dient diesem so feinen wie seriösen, wunderbar nachhaltigen Burgunder nur als Rahmen.
Am Gaumen zeigt sich der Grauburgunder zart und cremig, wie im Grunde alle von Holgers Weißweinen in diesem Jahr geradezu ideal proportioniert. Er ist etwas fülliger als der „etwas karger“ (Holger Koch) geratene Vorgänger, dabei von seidiger Konsistenz. Der Steinfelsen „in Grau“ ist wieder bildschön geworden, ein über die Maßen erfrischender Wein, der an einen Gang über Streuobstwiesen denken lässt, an frisch aufgeschnittene Äpfel samt Schalen, an „dunkle“ Birnen, an Melone und Kräuter erinnert. Ein bemerkenswert eleganter, animierend würziger Grauburgunder, der enorm viel Substanz bietet und in seiner Preisklasse – in wirklich allen Belangen – wohl konkurrenzlos ist!
Ab sofort bis 2029+.
Holger Kochs Grauburgunder „Steinfelsen“ ist ein eleganter, animierend würziger, ja substanzieller Wein und in seiner Preisklasse wohl konkurrenzlos!