Bürgstadts Weinwunder: vom Tabak-Imperium zum Spätburgunder-Paradies. 93 Punkte – JAMES SUCKLING
Ackerbau und Viehzucht, Weinbau und Weinhandel prägen seit jeher das Wirtschaftsleben des idyllischen Marktfleckens Bürgstadt am Untermain. Im 19. Jahrhundert kam überdies der Sandsteinabbau hinzu. (Für repräsentative Bauten galt Mainsandstein als Material der Wahl). Kaum bekannt ist dagegen, dass Bürgstadt im vergangenen Jahrhundert auch ein blühendes Zentrum des Tabakanbaus war: Drei prächtige Trockenhäuser und ein örtlicher Tabakbauverein mit 248 (!) Mitgliedern zeugen von der einstigen Bedeutung, bis ein tragischer Pilzbefall diesem Wirtschaftszweig in den 1960er-Jahren ein jähes Ende setzte. Heute ist Bürgstadt vor allem für die feinen, kühlen und präzisen Spätburgunder des Weinguts Rudolf Fürst berühmt - wie diesen Ortswein aus den renommierten Lagen rund um den Ort, allen voran Centgrafenberg und Hundsrück, die zu den Spitzenlagen in Franken zählen. Die Bürgstadter Südhänge profitieren maßgeblich vom einzigartigen Mikroklima des Maintals – den wärmenden Sonnenstrahlen einerseits und dem Schutz vor kalten Winden durch Spessart und Odenwald andererseits. Der Boden, überwiegend Buntsandsteinverwitterungsgestein, trägt entscheidend zur Mineralität und Komplexität dieses granatroten „Zweitweins“ bei und verleiht ihm seine charakteristische Eleganz und Finesse.
In der Nase entfaltet er intensive Noten von reifen roten Beeren, Kirschen, Cassis und würzigen Kräutern. Eine feine Mineralität und Nuancen von schwarzem Pfeffer und Mandeln runden das Aromenspektrum ab und geben diesem Ortswein Tiefe und Charakter. Noten von Rosenblättern und Veilchen unterstreichen die elegante Aromatik. Am Gaumen präsentiert sich der Bürgstadter Spätburgunder seidig und raffiniert. Die saftige Frucht zeigt eine perfekte Reife, geschmeidige Tannine machen den Wein ausgesprochen elegant. Einmal mehr zahlt sich hier das Credo der Fürsts aus, die dickschaligen Spätburgunder-Trauben zwar vollreif, für mehr Frische aber doch so früh wie möglich zu lesen. Und sie möglichst schonend zu behandeln: Damit sich keine adstringierenden Bitternoten bilden, dürfen die Kerne nicht verletzt werden. Eine belebende Säure, die mit der Zeit weicher und harmonischer wird, sorgt für Frische und Spannung. Ein fabelhafter „Villages“ mit viel Potenzial, der durch seine bemerkenswerte Finesse, Eleganz und seine perfekte Balance von Frucht, Tannin und Säure fasziniert. Und der Genussrauchern sogar über das Ende des Tabakanbaus in Bürgstadt hinweghilft
Ab 2025 und bis 2035+.
Der Bürgstadter Spätburgunder 2022 von Fürst ist ein fabelhafter Ortswein, der durch seine Finesse und die perfekte Balance von Frucht und Säure fasziniert.