Ein ganz großer Weißburgunder – aus Franken! 94 Punkte – JAMES SUCKLING
Sebastian Fürst zeigt mit seinem Weißen Burgunder „R“, wie eine Selektion der besten Parzellen und Trauben (hier überwiegend aus dem Bürgstadter Berg) zu machen ist. In kleinen Kisten gelesen, werden die Trauben für diesen Wein mit den Füßen angequetscht – ein (glauben Sie’s nur!) besonders schonendes Verfahren: So können die Rappen und Kerne unverletzt bleiben und geben keine unschöne Bitternis an den Most ab. Diese Rückkehr zu alten Verfahren ist nur ein Beispiel unter vielen, wie viel Sorgfalt und Überlegung in diesem Weißburgunder stecken, der definitiv zu den schönsten, größten und vielschichtigsten Weinen zählt, die hierzulande aus dieser Rebsorte vinifiziert werden.
Nach dem Dekantieren (unbedingt!) und einer unendlich lange wirkenden Stunde Wartezeit haben wir dann alle Beweiskraft zu höchsten Urteilen in unseren Gläsern. Wie schon beim „pur mineral“ und beim Bürgstadter Berg ist die besondere Herangehensweise Sebastian Fürsts an den Weißburgunder erfahrbar. Der Ausbau für einige Monate im Barrique auf der Hefe und dann ein weiteres halbes Jahr im Stahltank, sorgt für subtilste Holznoten – wir können sie getrost als Spurenelemente bezeichnen. Auch die Hefenoten treten dank Holzausbau nicht unschön in den Vordergrund. Primärfrucht (Apfel, Birne, Orange, Zitrone, Pfirsich) und Blüten (Apfel, Lilie, Kräuterwiese) halten sich förmlich hinter mineralischer Würze (heißer Stein, Honig, Ingwer, Flintfeuerwerk, geröstete Walnüsse) verschanzt und warten auf ihre Entdeckung, anstatt sich aufzudrängen. Das allergrößte Wunder aber geschieht, wenn sich diese Aromatik in Gaumeneindrücken spiegelt. Wenn Säure und Salz (Süße mag sich einfach keine mehr zeigen) so perfekt dosiert die einzelnen Aromen kommentieren: Der Frucht wird Salzigkeit beiseitegestellt, während die Würze in Begleitung der Säure alle Schwere zu verlieren scheint – und alles wird dann in zartestem Holzrahmen vereint gezeigt. Im Nachhall wird es dann immer feiner, schlanker und versetzt uns in erwartungsvolle Spannung. Noch ein Schluck!
Ab sofort bis mindestens 2036+.
Wenn Säure und Salz so perfekt dosiert einzelne Aromen kommentieren, muss es sich um einen wirklich Großen handeln: Fürsts Weißer Burgunder „R“ von 2022!