„pur mineral“: leichter gesagt, als getan. Hier stimmt einfach alles!
Es lässt sich so ungeheuer leicht sagen: „pur mineral!“. Wenn wir uns bei anderen Winzern umschauen, finden wir häufig derlei Versprechen. Was aber fast immer dabei auf der Strecke zu bleiben scheint, ist eine Vollständigkeit der Eindrücke; wir erspüren oft mühelos eingefangene Mineralität, Salz, die Aromen von Flint, Kalk und nassen Kieseln – die Frucht, alles an Primäraromatik scheint sich allerdings zu verlieren, bleibt bestenfalls ein kurzes Schauspiel. Zum perfekten Abbild eines Terroirs gehört es aber doch sicherlich, dass ein Winzer den Fächer der Aromen zur Gänze öffnet und damit zeigt, wie der Boden selbst den Reben die Gewichtung der Aromen vorgibt, den Focus setzt. Um dies zu erreichen, braucht es schon das Handwerk der ganz Großen. Paul und Sebastian Fürst dürfen wir ohne den geringsten Zweifel zu diesen zählen. Der Silvaner „pur mineral“ von 2023 hat eben alles, was die Böden des Astheimer Karthäuser (Muschelkalk) und des Bürgstadter Berges (Buntsandstein) ihren Reben diktiert haben. Vorbildlich schonender Umgang mit der Pflanze und später mit den Trauben sind Pflicht, wenn so eine Größe erreicht werden soll. Handlese, sachte Ganztraubenpressung und lange Reife in großen Holzfässern sind da nur oberflächliche, technische Details.
Im Glas zeigt sich Eleganz in Vollendung. Dieser nobel-zartgelben Flüssigkeit entsteigt ein für Silvaner ungewöhnlich reiches Bouquet. Die Frucht (Apfel, Zitrone, Mandarine, Birne, Pfirsich, Orange, Mango, Bergamotte) scheint hell und warm. Diese Wärme lässt sich aber gleichzeitig als von Gestein abgestrahlt, von erdiger Würze (warme Erde, Stein, Honig, Gummi, Gras, Kamille, Holunderblüte) gewährt wahrnehmen. Ein berückend vollständiges Bild entsteht. Wenn dann am Gaumen das gleiche Schauspiel startet, hintergründige Süße von perfekt gewichteter Säure überspült wird; wenn sich Salz und zarte Bittere auf der Zunge ausbreiten (und wir vollends vergessen haben, irgendwelche Vergleiche mit herkömmlichen Silvanern anzustellen) ist das ein Eintritt in das Paradies. Dieser Riesenwein ist so prächtig ausgreifend nur, weil er das ganze Bild offenbart. Er zeigt den Boden, auf dem er steht und er zeigt den Himmel, in den seine Düfte aufsteigen. Grandios!
Ab sofort bis mindestens 2028+
Fürsts Silvaner „pur mineral“ von 2023 offenbart das ganze prächtige Bild: den Boden auf dem er steht und darüber den Himmel seiner Düfte.