Fürst
Bürgstadter Berg Weißer Burgunder 1. Lage 2022

Weißburgunder geht einfach nicht besser!

Weißburgunder hat schon hin und wieder ein schweres Schicksal: allzu oft setzen Winzer auf vordergründige Primärfrucht, die sie durch ungebändigtes, neues Holz geradezu „künstlerisch“ mit Tiefe auszustatten suchen. Diese Pseudotiefe verleiht aber leider eben nun einmal nur Massigkeit und ein Ungetüm an Gewicht, das kein auch noch so besungener Held klassischer Antike zu heben vermag. Wir wollen uns aber keinen Bruch heben, nix Nemeisches zähmen müssen – Weingenuss sollte keine zwölf Aufgaben stellen. Fragen dürfen gestellt werden, aber nur wenn der Trank auch die Antworten bereithält und diese im richtigen Moment liefert: So etwas nennen wir Eleganz und Finesse. So verhält sich naturgemäß Sebastian Fürsts Weißburgunder aus der Ersten Lage Bürgstadter Berg mit seinen von eisenhaltigem Buntsandstein geprägten Böden. Die Frucht spielt hier tatsächlich eine eher untergeordnete Rolle. Sebastian interpretiert den Weißen Burgunder vielmehr im Sinne eines burgundisch ausgebauten Chardonnays – den es ja aus derselben Lage gibt. Diese beiden Weine sind gar nicht so weit voneinander entfernt – gerade so weit, um die Typizität der jeweiligen Rebsorte erfahrbar zu machen. Er baut diesen Weißen Burgunder „Bürgstadter Berg“ ein Jahr im Holz aus, auf seiner Feinhefe (Sebastian: „Hefe gibt Umami“). So erlangt er seine enorme Substanz, Dichte und jenen vielbeschworenen burgundischen Charakter.

Aus dem Glas (der Wein braucht Luft und Zeit! Also unbedingt ein bis zwei Stunden vor Genuss dekantieren.) zieht dann sanfte Walnuss, die leicht geröstet wirkt. Diese „Röstung“ kann sich bis in Kaffeenoten steigern. Wenn daraus dann heftiger Flint geworden ist, gesellt sich auch etwas Fruchtiges hinzu (Birne Pfirsich, Orangensaft). Die erste Krönung, wenn man das so sagen darf, erfährt das Bouquet durch warmen Karamell in Verbindung mit Kräuternoten (Zitronenmelisse, Verveine) und getrocknetem Ingwer. Mit etwas Geduld gelingt es, auch die zweite Krönung zu erschnuppern: Ginsterblüte. Es ist schon fast Magie zu nennen, wie zart und schwerelos alle diese Aromen auftauchen. Das Jahr auf dem Holz hat, am Gaumen deutlich, nur die Säure ausgerichtet, aus ihr und der Frucht ein Zusammenspiel geschaffen, Facetten verliehen und alles mit einer zartherben Note unterlegt, die, an Grapefruit erinnernd, Selbstverständlichkeit schafft, ohne dabei dieser Säure ihre Helligkeit zu nehmen. Im Finale fügt sich dann Salinität in diese Komposition ein, auf dass wir über Würze und Frucht in diesem Kontext von Frische – der Wein scheint einfach keine Mundwärme annehmen zu wollen – erneut in Jubel ausbrechen können!

Ab sofort bis mindestens 2033+, etwas Luft via Karaffe ist noch unbedingtes Muss.