Zehnthof Luckert
Sulzfelder Blauer Silvaner 2023

„Ein Klassiker, in dem Sinne wie Silvaner in den 70ern und noch früher schmeckte.“ – Uli Luckert

94 Punkte – JAMES SUCKLING

Die Luckerts in Sulzfeld haben sich wie niemand sonst um den Erhalt des Silvaners verdient gemacht. Den Grünen Silvaner musste man kaum schützen, denn den gibt in großer Menge. Da ist es eher interessant, die Verbreitung der Sorte so breit wie möglich zu halten. Doch die Luckerts haben nicht nur den grünen Standard-Silvaner in ihren Weingärten, sondern auch den Gelben Silvaner, den sehr seltenen Roten Silvaner und den immer noch seltenen Blauen Silvaner. Der Blaue Silvaner ist eine sehr alte Rebsorte, bei der man nicht weiß, ob sie eine natürliche Mutation des Grünen Silvaners ist oder ob sie schon vor dem Grünen Silvaner exitierte. Auf jeden Fall unterscheidet sie sich von ihm deutlich, denn im Laufe ihrer Reifung am Stock bildet die Sorte in der véraison blaue Traubenhäute mit recht viel Gerbstoff und Farbe. Im Glas sieht man das im Falle des Luckert’schen Blauen Silvaners aus 2023 nicht, da der Wein recht früh mit einer nur kurzen Maischestandzeit abgepresst worden ist.

Der Blaue Silvaner, der aus den muschelkalkhaltigen Weinbergen in Sulzfeld stammt und spontan im Fuder vergoren und auf der Hefe ausgebaut wurde, auch einen biologischen Säureabbau vollzogen hat, ist ein eindrucksvoller Wein, weil er so würzig und kühl wirkt. Ulrich Luckert beschreibt ihn als den Klassiker, auch weil er zeigt, wie Silvaner schmeckte „bevor Reinzuchthefen Einzug im Weinbau erhielten“. Aus dem Glas duftet es nach nasser Kreide, einem Hauch Dill und grünen Birnen sowie Tabak. Die Würzigkeit steht hier im Vordergrund, zumal im aktuellen Jahrgang, den Ulrich als „Glücksgriff“ bezeichnet. Nahezu alle Silvaner des Hauses sind von selbst unter ein Gramm Fruchtzucker pro Liter vergoren, also knochentrocken. Am Gaumen kleidet die steinige Textur den Mund aus wie Kreidestaub, die Frucht ist allenfalls dezent in Form von Zitrusfrucht auszumachen. Dabei bleibt der Wein stets seidig und doch total intensiv. Er besitzt einen feinen grip am Gaumen, aber eben auch Saftigkeit, bleibt dabei aber auf der kräutrigen Seite. Eben ganz Kind des Jahrgangs 2023 – allerdings ein echtes Wunderkind!

Ab sofort und bis ca. 2035.