Wiltinger Gottesfuß: mit großen Schritten in Richtung Olymp
Erste Station einer Weinbergstour mit Roman Niewodniczanski, dem Botschafter der Saar, ist gewiss der Wiltinger Gottesfuß. Denn von hier aus kann man fast alle der Großen-Gewächs-Lagen des Weinguts sehen. Am beeindruckendsten ist aber dieser extrem steile Prachthang. Einem Amphitheater gleichend, mit warmer Thermik von der unmittelbar zu seinem Fuß fließenden Saar gesegnet, verfügt er über skelettreiche Rotund Blauschieferböden mit hohem Eisengehalt. Die Pflanzdichte (über 11.000 Stöcke pro Hektar!) der teilweise über 120 Jahre alten wurzelechten Reben unterbindet jede direkte Bodenbesonnung und setzt die Pflanzen extremer Konkurrenz aus, weshalb sie ihre Wurzeln tief in die Erde versenken müssen, um sich wertvolle Nährstoffe zu sichern – die Grundlage für diesen fantastischen Riesling und seine sagenhafte Mineralität. Schier ungeheuer war der Arbeitsaufwand in dieser einst renommiertesten Wiltinger Lage, die, in der ersten Blütezeit von Mosel, Saar und Ruwer noch angesehener als der Scharzhofberg (!) war. Wir sind sicher, dass Roman und sein Team diesem Terroir seinen gebührenden Rang zurückgeben werden. Tausende von Einzelpfählen mit Wagenladungen von Draht und Nägeln wurden in den Fels geschlagen, Selektionsreben von Hand nachgepflanzt, Tonnen von Pferdemist, Stroh und diversen Komposten eingebracht. Nicht zuletzt wurden die Rebstöcke in mehreren Etappen durch Schnitt „tiefer gelegt“, damit die Wärme des Schieferbodens die Trauben optimal versorgen kann. Wenn man sich einmal selbst in diese Steillage begeben hat, und sei es nur für den Augenblick eines Fotos und um das geniale Saar-Panorama zu genießen, geht einem schon mal schnell die Puste aus. Dafür steigt der Respekt um so mehr, wenn man bedenkt, dass hier in diesem Weinberg allein mehrere tausende Stunden pro Jahrgang gearbeitet werden!
2022:
Der Gottesfuß besitzt perfekte Proportionen. Ein Riesling von großer Komplexität, vinifiziert aus wiederum spät gelesenen, geschmacksintensiven Minitrauben. Dieses fantastische Elixier vibriert vor schiefriger Mineralität (auch Noten von weißem Pfeffer und Karambole) und verwöhnt den Gaumen in diesem Jahr mit einer präzisen, so saartypischen Säure bei gleichzeitig seidiger Textur, der ein dichter, kompakter Kern innewohnt. Insoweit hebt er sich von seinem aus warmem Jahrgang stammendem Vorgänger ab, ist noch etwas puristischer und auf den Ausdruck des Schieferterroirs ausgelegt. Und gleichwohl ist dieser Weingigant von einer geradezu majestätischen Anmutung! Gewinnt über Stunden im großen Glas sehr an Ausdruck. 120 Jahre alte wurzelechte Reben in einer dramatisch schönen und zugleich grausam steilen, von edlem Rotschiefer geschaffenen Lage haben einen Wein zum Schwelgen hervorgebracht, der Zeugnis ablegt von den kühlen Nächten des vergangenen Jahres.
Der Gottesfuß zeigt sich stets früh zugänglich, Höhepunkt wohl ab 2024 bis 2038+.
Van Volxems Gottesfuß „Alte Reben“: wurzelechte Reben in einer dramatisch schönen, grausam steilen Lage für ein Riesling-GG zum Schwelgen!