Willi Schaefer
Graacher Himmelreich Riesling Kabinett 2022

„Himmelreich-Kabinett“ mit mundfüllender Frucht, Charme und Balance. Wunderschön!

93+ Punkte – Robert Parker’s Wine Advocate
92 Punkte – Mosel Fine Wines

Bei Christoph Schaefer gibt es 2022 vergleichsweise wenige verschiedene Prädikate, weil die Mostgewichte bei der Spätlese stehen geblieben sind. So könnten die Mengen an Kabinett theoretisch etwas üppiger sein, praktisch aber war das ein Jahrgang mit eher kleinen Mengen. Überhaupt ist 2022 ein ganz ungewöhnlicher Jahrgang. Es war das sonnigste Jahr mit dem trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1881. Dafür wurde es zwei Wochen vor der Lese und während der Lese feucht, dass Christoph und seine Mannschaft immer wieder Pausen einlegen mussten. Kaum jemand hätte während des Jahres gedacht, „dass ein so heißer und trockener Jahrgang zu so schönen ätherischen und ausgewogenen Weinen führen kann“, wie Christoph Schaefer es uns während unseres Besuchs erläutert hat. „Aber wir hatten vergleichsweise viel Glück, denn die Graacher Hügel sind mit kleinen Bächen durchzogen und halten viel Wasser zurück.“ So gab es in den Parzellen mit den alten Reben keinerlei Trockenstress, und so gesund, wie die Trauben waren, haben sie auch die Regenphasen gut gemeistert. Insgesamt haben sie dann sogar für Weine gesorgt, die sich „eher schlank und fein, fruchtbetont, präzise, vielschichtig und gut strukturiert“ präsentieren und auf beeindruckende Weise den Lagencharakter widerspiegeln. Und der Lagencharakter des Graacher Himmelreiches ist ein fruchtbetonter, während sich das Kabinett-Pendant aus dem Graacher Domprobst deutlich steiniger und mineralischer zeigt.

Der Kabinett-Riesling Graacher Himmelreich von 2022 duftet nach gelben Birnen und Mostbirnen, nach Mirabellen, Cassis und Kumquats, über denen ein flintiger Schieferschleier, etwas zerriebene Kräuter und Flechten und ein wenig Anis liegen. Am Gaumen gibt sich der Wein Herrlich hedonistisch, denn der „Kabi“ zeigt sich saftig und rund, seidig und cremig, mundfüllend und reif mit viel gelber Frucht und zitrischen Noten. Die Säure und die Mineralität sorgen eher im Hintergrund für Spannung, geben dem Riesling aber die notwendige Struktur. Es ist beeindruckend, wie präzise und fein dieser Wein sich bei all seinem Volumen bis ins lange, intensive und komplexe Finale präsentiert. Er hat noch viel Zeit für seine Entwicklung und wird sicher noch eleganter und feiner werden, macht aber jetzt schon sehr viel Freude. Von Mosel Fine Wines gibt es dafür 92 Punkte, von Stephan Reinhardt für Robert Parker’s Wine Advocate sogar 93!

Profitiert momentan von jeder Minute Belüftung, ist aber jetzt schon ein Hochgenuss. Potenzial für weitere 15 Jahre – mühelos!