Ein faszinierender Kabinett aus faszinierender Lage
93/100 – Vinum Weinguide Deutschland 2025
1911 wurde das Weingut Joh. Jos. Prüm in Wehlen an der Mosel gegründet, doch die Weinwurzeln der Familie Prüm reichen viel weiter in die Tiefen der Geschichte, bis hinein in das 16. Jahrhundert. Ähnlich tief wurzeln auch die bis zu 70 Jahre alten Rieslingreben im spannenden Terroirs der Bernkasteler Badstube. Die Nachbarlage des Graacher Himmelreichs ist nicht nur vom moseltypischen Blau- und Grauschiefer geprägt, sondern hat auch Lehm- und Tonanteile, was hervorragend für die Wasserspeicherung ist. Angebaut wird, zum Teil noch in alter Einzelpfahlerziehung, auf einer Höhe zwischen 110 und 250 Metern mit Hangneigungen bis zu 65% in südwestlicher Ausrichtung. Katharina Prüm, die seit 2007 das Weingut führt, legt in guter Familientradition wert auf eine sorgfältig verlesene Handernte. Vergoren wird spontan im Edelstahl.
Der junge Kabinett ist zu Beginn in der Nase noch etwas zurückhaltend und benötigt etwas Luft und Zeit bis er seine elegante Aromatik der Nase in vollem Umfang preisgibt – gibt man ihm die, dann betört er mit grün-gelbem Apfel, Nashibirne und frischem gelbem Steinobst. Außerdem entwickeln sich hochspannende Würznoten und ein zitrisch frischer Kräuterbund mit Melisse und Lavendel, eingerahmt von der feinen Mineralik des Schiefers. Am Gaumen kommen zu den Früchten aus der Nase noch frische Mirabelle, weißer Pfirsich und eine blumig feine Honignote, die sich perfekt mit der wunderbar gradlinigen Säure versteht. Die Zitrusaromen sind fein und vielfältig, vom Fruchtfleisch einer reifen Amalfi-Zitrone bis zur edelbitteren Zeste. Jeder Schluck ist saftig, balanciert, voller Konzentration und kristallklarer Intensität mit einem seidig-weichen Mundgefühl. Die Prüm‘sche Spätlese aus der gleichen Lage ist nicht unbedingt besser, sie ist anders, mit etwas weniger knackiger Frische, dafür intensiverer Frucht und längerem Abgang. Zwei ebenbürtige Riesling-Spielarten mit unterschiedlichem Fokus aus einer gesegneten Lage. Der Kabinett ist bei aller Komplexität und Finesse ein großer Spaß im Glas, lässig und einfach zu trinken, und das am besten zu nicht allzu scharfen indischen Currys oder Gerichten aus der aromatisch-arabischen Welt, bei welchen gerne auch Trockenfrüchte zum Einsatz kommen dürfen.
Ab sofort bis 2040+.
Joh. Jos. Prüms 23er Kabinett aus der Bernkasteler Badstube zeigt Aromen von Apfel und Birne, feine Mineralik und balancierte Säure. Großer Trinkspaß!