Stefan Müller
Krettnacher Euchariusberg „Alte Reben“ Riesling Spätlese 2023

Mosel oder Saar? Bei dieser köstlichen Spätlese zählt nur der Genuss!

die Mosel. Doch wenn das östlich der Stadt gelegene Konzer Tälchen mit seinen Weinorten Niedermennig, Obermennig, Krettnach und Oberemmel (heute allesamt Stadtteile von Konz) heute pauschal der Saar zugerechnet wird, so ist das nur die halbe Wahrheit. Denn vor mehr als 40 Millionen Jahren war das Konzer Tälchen noch ein Umflusstal der Mosel, die es einmal schuf. Ob nun Mosel oder Saar – der nach Westen ausgerichtete Krettnacher Euchariusberg gehört seit jeher zu den Paradelagen der Region. Dieser „Heilige Berg“ beweist, dass elegante Rieslinge nicht immer aus den steilsten und wärmsten Lagen kommen müssen. Schließlich befinden wir uns hier in einem der kühlsten Weinbaugebiete Deutschlands, in dem die Trauben sehr lange (und dadurch geschmacksintensiv) ausreifen dürfen. So offenbart diese Spätlese eine sinnliche Welt, die jeden Weinliebhaber in ihren Bann zieht. Von Anfang an entfesselt sie eine enorme Spannung, die förmlich aus dem Gestein zu entspringen scheint: Neben den typischen roten Schieferböden finden sich hier Quarzite, ergänzt durch vulkanisches Diabasgestein. Die Trauben für diesen außergewöhnlichen Tropfen stammen von alten, teils wurzelechten Reben, die auf Grau- und Blauschieferboden stehen. Diese kleinen, hocharomatischen Trauben wurden im November geerntet und anschließend direkt im traditionellen Fuderfass vergoren. Das Ergebnis ist eine bezaubernde Nase mit betörenden Zitrusfruchtaromen, Pfirsich und fein floralen Anklängen von weißem Flieder sowie kräutrigen Nuancen, die an Anis erinnern. Die Aromen steigen rassig und intensiv in die Nase, grüne Äpfel, saftige Birnen und sonnengereifte Pfirsiche vor allem. Es folgt eine wunderbare Melange aus kandierten Zitrusfrüchten, minzigen Kräutern, Anis, Lavendel und Orangenblüten. Am Gaumen, wo reife Fruchtaromen von einer zarten, reifen und pikanten Säure umhüllt werden, entfaltet sich seine herrliche Verspieltheit. Eine wahre Fruchtexplosion erfüllt den Mund, als ob man in eine vollreife Grapefruit bisse. Die Mineralsalze krallen sich förmlich an die Papillen, während sich ein Hauch von Limette und kräuterwürzige Nuancen verführerisch entfalten. Am Gaumen erreicht der Wein eine ganz eigene Dimension, getragen von einer graphitigen Würze, die ihm eine unvergleichliche Tiefe verleiht. Dieser Wein ist ein wahrer Blockbuster, der mit seiner Expressivität und Kraft jeden Rieslingfan sofort mitreißt. Der Abgang ist lang und würzig, die Süße perfekt integriert. Eine herrlich ausbalancierte Spätlese, die rassige Säure verschmilzt mit der subtilen Restsüße zu einem unheimlich saftigen Geschmackserlebnis.

Ab sofort und bis 2047+.