Charakterweine von der Saar
„Ich bin bei den 23ern abends immer zufrieden aus dem Keller zurückgekommen.“ – Stefan Müller
Winzer*in |
Stefan Müller
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Region |
Saar
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Rebfläche |
11 Hektar
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Rebsorten |
90% Riesling, 10% Burgunder
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Mitgliedschaft/Verbände |
Moseljünger, Saarkind
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Beste Lagen |
Krettnacher Euchariusberg und Altenberg, Niedermenninger Herrenberg
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Zusammenarbeit |
seit 2019
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Historie |
Weingut in dritter Generation
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4 Sterne, deutsche Spitze: „eine grandiose Kollektion“ – Vinum Weinguide Deutschland 2024
„Ein junger Produzent, den es zu beobachten gilt.“ – Stephan Reinhardt (Robert Parker Wine Advocate)
Unserer Meinung nach herrscht momentan in Deutschland vielleicht nirgendwo ein derartiger Drive und eine solche Aufbruchsstimmung wie an der Saar. Der stille Nebenfluss der Mosel hat sich in den vergangenen Jahren zum echten Hotspot einer jungen Winzergeneration entwickelt. Kein Wunder, denn die Saar verkörpert – als eine der kühlsten Regionen mit spätausreifenden Rieslingen – einen kühlen und präzisen, dabei im Alkohol niedrigen Stil, wie er auf der ganzen Welt geschätzt wird, allerdings nur in wenig anderen Weinregionen ähnlich vinifiziert werden kann. Und dann ist da der Schiefer, das in Kombination mit der Rebsorte Riesling perfekte Terroir, um die Lagenunterschiede und Kleinklimata perfekt herauszuarbeiten.
Die Saar hat eine der größten Weinbauhistorien Deutschlands. Das erkannte schon Roman Niewodniczanski, der diese mit seinem Weingut Van Volxem als Pionier der Region quasi wiederauferstehen ließ, den Blick fest auf die historische Größe der Saar-Rieslinge gerichtet, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts weitaus höhere Preise erzielten als die Spitzengewächse der Bordelaiser Châteaux wie Mouton-Rothschild, Margaux und Co. In Anbetracht der Klimaveränderungen, von denen deutsche Weine besonders profitieren – man muss dabei bedenken, dass noch bis in die 1980er-Jahre Winzer hierzulande überwiegend damit kämpften, dass ihre Trauben nicht reif genug wurden – steht die Saar heute als eine der attraktivsten Weinbauregionen Deutschlands da und ist dabei in den Fokus aufmerksamer Weinliebhaber gerückt, die sich von der dortigen Aufbruchsstimmung anstecken lassen und das enorme Potenzial der Region für sich entdeckt haben.
Einer der heißesten Kandidaten ist Stefan Müller aus Konz- Krettnach. Der 35-Jährige sorgte erstmals 2017 für große Aufmerksamkeit, als der Gault&Millau ihn als „Entdeckung des Jahres 2018“ auszeichnete. Dabei existiert das Weingut erst in dritter Generation! Stefan Müller absolvierte eine Ausbildung als Weinbautechniker, so wie etwa auch Cornelius Dönnhoff. Er ist ein Pragmatiker und Handwerker, der intuitiv agiert. Er weiß, welch großartige und noch erschwingliche Lagen an der Saar und insbesondere im Konzer Becken zu finden sind: „Wo immer er kann, tauscht er außerdem flache Lagen gegen steile Parzellen aus.“ (Gault&Millau).
Vergessen wir auch nicht: noch vor 15 bis 20 Jahren befand man sich hier an der geografischen und klimatischen Grenze des Weinbaus. Viele Winzer gaben ihren Beruf auf oder stellten auf Nebenerwerb um. Denn Regen, Feuchtigkeit und mangelnde Reife beeinträchtigten die Ernten, die erzielten Traubenpreise wogen die Arbeitskosten kaum auf. Diese Situation ermöglichte es Stefan, den Betrieb auf 11,5 Hektar aufzustocken (aktuell kann er sich, dank seines Onkels, über einen guten Hektar Zugewinn freuen). Heute besitzt Stefan exzellente, überwiegend alte Reben in einigen der besten Lagen der Saar, wie etwa dem Krettnacher Euchariusberg und Niedermenniger Herrenberg. Zudem nennt er noch Parzellen im Krettnacher Altenberg und Niedermenniger Sonnenberg sein Eigen.
Seine präzisen und höchst animierenden Rieslinge, die zudem extrem erschwinglich sind (und dies gilt nach wie vor und aktuell wohl mehr denn je!), haben uns neugierig gemacht – und nach der Verkostung des neuen Jahrgangs waren wir seinerzeit begeistert und Sie, liebe Kunden, haben Stefans Weine auch sofort ins Herz geschlossen! Zumindest konnten wir nach nur wenigen Monaten keine einzige Flasche mehr anbieten, denn Stefan war komplett ausverkauft!
Der Jahrgang 2023
„Ich bin bei den 23ern abends immer zufrieden aus dem Keller zurückgekommen.“ fasste Stefan Müller bei unserer Jahrgangsprobe im neuen Gutsgebäude samt Kelterhaus zusammen. Auch der Anfang gestaltete sich gut, „Das letzte Jahr startete für uns sehr unkompliziert. Kein Frost und keine sonstigen Wetterextreme ließen die Saison sehr entspannt verlaufen und die Reben entwickelten sich gut.“ heißt es im Jahrgangsbericht. Dazwischen gab es leider – und als Winzer gewöhnt man sich daran zunehmend – einige unruhige Momente, nervenaufreibende wie physisch belastende. Denn fast der ganze Juli blieb an der Saar ohne Niederschlag – immerhin war kein Pflanzenschutz nötig. Bundesweit stellte man sich auf einen großen Jahrgang ein, der gute Erträge liefern würde, musste aber dann doch der Trockenheit wegen bangen. Und dann regnete es. 230 Millimeter Niederschlag bis Anfang September schienen die Dürre kompensieren zu wollen. Was in dieser Phase ziemlich gefährlich war, denn die, wie bei Stefan Müller wegen des warmen Sommers weitgehend nicht entlaubten Weinberge, die wie Sonnenprotektoren funktionieren und die Trauben schützen sollen, sind so potenzielle Nester für Krankheiten. Doch glücklicherweise stoppte der Regen ausreichend vor der großen Leseperiode (vom 11. September bis zum 7. Oktober), sodass die Trauben nochmals einen Reifeschub erhielten und gestärkt in den Herbst gingen. Stefans Resümee: „Der Sortieraufwand war enorm, wir haben über 500 Stunden mehr in den Weinbergen benötigt und viel auf den Boden geschnitten, was unseren Ansprüchen nicht genügt hat. Das ist für die ganze Lesemannschaft natürlich ermüdend, wenn man in den Zeilen nicht vorankommt und wenig Ergebnis im Eimer sieht. Dafür ärgert man sich später nicht im Keller und den Rest vom Jahr. Das ist die Wahrheit. Die Qualität im Keller ist nämlich toll. Außerdem, und da bin ich mir sicher, hätten wir ohne den langersehnten Regen wohl kaum etwas geerntet. Und auch das hätte niemand gewollt. Es war gut, dass der Regen kam, auch wenn man über die Menge der Niederschläge streiten kann. Man hat das im Weinberg auch einfach gesehen. Nach den Schauern war die Begrünung wieder intakter, saftiger, und es roch feucht im Weinberg. Diese Vitalität hat gutgetan. Mir jedenfalls hat 2023 immer große Freude gemacht, wenn ich die Weine aus dem Fass probiert habe.“ Es ist gewiss von großem Vorteil, dass Müller lediglich 11 Hektar Weinberge besitzt. So kann er schnell agieren und den so wichtigen Reifepunkt der Trauben abpassen. „Unser Hauptvorteil ist, dass wir alles selbst in der Hand haben. Wir können die steilen Lagen begehen, wann es nötig ist, auch am Wochenende. Das ist ein Riesenvorteil!“ Wir haben hier – wie zu erwarten – eine hinreißend schöne Rieslingkollektion probiert, zumal diese Rebsorte 2023 ganz besonders stark ist. Dieser Jahrgang besticht durch Finesse und Balance, wobei die Weißweine enorm zugänglich sind und, wenn man wie Stefan Müller so gute Trauben hat einfahren können, großes Reifepotenzial haben. Dass die Preise seiner Weine nach wie vor nahezu unverändert sind, macht unseren Betrieb von der Saar zu einem der attraktivsten Weingüter unseres Sortiments!
Traditionelle Arbeitsweise, makelloser Stil
Stefan Müllers Weine entsprechen stilistisch ganz unserem Ideal. Feine Rieslinge, die sich durch Frische und Leichtigkeit auszeichnen, Eleganz und Lagentypizität aufweisen. Stefan vermeidet Überreife, will klassische Mostgewichte und Finesse im Wein. Keiner anderen Rebsorte stehen diese Eigenschaften derart gut zu Gesicht wie dem Riesling. Dieser Stil st auch Ausdruck des guten Terroirs. Das Konzer Tälchen ist seit rund 2000 Jahren vom Weinbau geprägt. Das außergewöhnliche Klima und die Bodenverhältnisse, überwiegend Blau- und Rotschiefer sowie der Diabas, ein basisches Gestein, prägen die steile Reblandschaft, die von der Saar klimatisch beeinflusst wird.
Um aus dem Riesling den vollen Terroircharakter herauszukitzeln, verzichtet Stefan auf synthetische Dünger und Herbizide. Seine Reben stärkt und behandelt er mit natürlichen Präparaten wie Ackerschachtelhalm oder Orangenöl, so wie es auch bei biologischer Bewirtschaftung praktiziert wird, die seiner Erfahrung nach aber im kalt-nassen Tälchen nicht gänzlich umgesetzt werden kann. Er setzt den Fokus auf eine starke Ertragseinschränkung, um aromatische Tiefe zu erzielen. Dieser Weg ist durch die überwiegend alten Reben bereits natürlich angelegt. Im Keller presst er die ganzen Trauben direkt ab, verzichtet auf Maischestandzeiten, um die Frische zu erhalten. Die spontanvergorenen Weine baut er dann überwiegend im großen Holz aus. Dabei musste er diese erst wieder mühsam nach und nach erwerben, denn sein Vater hatte die alten Fuderfässer aus seinem Keller verbannt und durch Stahltanks ersetzt. Auch beim Schwefel übt sich der Jungwinzer in Zurückhaltung. So fügt er diesen seinen Weinen nur mit Bedacht zu und stoppt die Gärung der fruchtsüßen Weine lediglich durch Herunterkühlen. Hier kommt dann wieder der Techniker zum Vorschein. Stefan ist zwar auch ein „Wein-Philosoph“ durch und durch, weiß aber eben auch, wie man Theorien und Überzeugungen in die Praxis umsetzt. Hier hat einfach alles Hand und Fuß, hier passt alles, ganz so wie bei einem etablierten Traditionsbetrieb.
Als Weinliebhaber sollte man Stefan Müller dringend „auf dem Schirm haben“, und es ist ratsam sich mit seinen Weinen vertraut zu machen. Das sah auch der Gault&Millau so, der ganz unmissverständlich verkündete: „Stefan Müller ist unsere Entdeckung des Jahres – und unsere Wette auf die Zukunft: Die Lernkurve dieses jungen Winzers ist so steil, das weist den Weg von Gut zu Groß.“ Diese Wette hat der Gaul&Millau definitiv gewonnen und Sie, werte Kunden, haben sie vielfach bestätigt!