Von den ältesten Reben des Weinguts!
Es gab Zeiten, da galten feinherbe Weine als angestaubte spießbürgerliche Kuriositäten. Heute jedoch zählen diese Weine, speziell von Mosel, Saar und Ruwer, zu den attraktivsten ihrer Kategorie. So sehr, dass in den skandinavischen Ländern deutsche Weine inzwischen genau dieses Typus assoziiert werden. Ja, die nordische Küche, mit ihren puristischen Gerichten, verlangt regelrecht nach diesen Stilikonen aus Deutschland. Denn sie sind leicht im Alkohol, vom kühlen Klima geprägt und besitzen schon in der Jugend eine einmalige Balance. Der feinherbe Stil, wenn er perfekt interpretiert wird, wie bei Stefan Müller der Fall, punktet durch das Spiel zwischen herben Aromen, feiner Würze und zarter, aber nie im Vordergrund stehender Fruchtsüße. Durch die stahlige Säure der Rieslingtraube wirken diese Weine nahezu trocken und mineralisch, sind gleichzeitig federleicht.
Damit ein feinherber Riesling derartig überzeugen kann, müssen auch die Ausgangsparameter stimmen. Die Trauben für den „Alte Reben“ vom Sonnenberg stammen von der ältesten Parzelle des Weinguts, sind wurzelecht und wohl rund 120 Jahre alt. Zwar sind die Beeren hier aufgrund der uralten Reben eher schwachwüchsig und klein, doch reifen die wenigen Trauben am Stock zu hocharomatischem Lesegut heran. Es ist einer der ganz großen Weine des Jahrgangs und Stefan bestätigt uns dies aus seiner Perspektive: „Der Wein war immer stimmig im Keller, bei jeder Probe klar und intensiv, schon aus dem Fass heraus.“
Der Riesling duftet intensiv nach Meyer-Zitronen sowie kandierter Zitronenschale und Minze. Er wirkt etwas gelbfruchtiger als die anderen Weine der Kollektion, besitzt mit seiner Fruchtpräsenz und Rundheit fast schon Anklänge an Rieslinge von der Mittelmosel. Er wirkt tief und besten balanciert, besitzt eine zarte, ja noble Anmutung und ansprechende Zitrusaromatik am Gaumen. Das ist höchst harmoniebestrebt und entspannend und dank der feinziselierten Säure im Nachhall sehr verspielt. Ein Finesse-Wunder von der Saar, im Charakter erinnert es uns in seiner Noblesse sogar ein wenig an die Rieslinge Joh. Jos. Prüms aus der Wehlener Sonnenuhr und dies nicht erstmalig! In der Tat ist dem Wein auch am Gaumen eine Seidigkeit und Geschmeidigkeit eigen, die höchst attraktiv ist. Er hat einfach die größte Tiefe der Kollektion, ragt in puncto Potenzial nochmals etwas heraus.
Es gibt nur einen Grund, diesen feinen Riesling nicht sofort zu trinken: Mit Reife wird er noch besser! Zwei Dekaden meistert er souverän.
Im Niedermenniger Sonnenberg gibt es noch wurzelechte Reben. Stefan Müllers Paradelage liefert den Stoff für den ausbalancierten feinherben Saar-Riesling