Das Etikett für diesen Kabinett: traumhaft gelungenes Süße-Säure-Spiel!
92 Punkte – Mosel Fine Wines
Während viele Weinetiketten nur über den Erzeuger, den Jahrgang, die Region und das Land Auskunft geben, sind auf deutschen Flaschen meist auch die Qualitätsstufe, die Rebsorte, die Lage sowie der Stil bzw. die Geschmacksrichtung angegeben. Deutsche Weinetiketten können also vergleichsweise informativ sein – vorausgesetzt, die Angaben werden auch richtig gelesen und interpretiert. Die Wahrheit ist jedoch, dass „How To Read A German Wine Label“ in vielen Ländern seit jeher eine hochspezialisierte Wissenschaft für wenige Eingeweihte ist und viele Weinliebhaber rund um den Globus längst vor der Komplexität unserer Terminologie kapitulieren mussten. Schließlich gibt es Etiketten, bei denen die Verwechslung geradezu vorprogrammiert ist: Verziehen sei all jenen, die bei den Worten „Weingut Müller“ und „Saar“ zunächst an den (weltberühmten) Egon statt an den (im Vergleich nur wenig bekannten) Stefan denken. Und die im gleichen Atemzug auch noch den „Sonnenberg“ mit dem „Scharzhofberg“ verwechseln. Halb so schlimm, denn die Weinberge des Konzer Tälchens setzen schließlich das Tal fort, in dem – nur fünf Kilometer Luftlinie entfernt – auch der berühmte Scharzhofberg liegt. Im Sonnenberg stehen die 1923 gepflanzten wurzelechten Reben 200 bis 280 Meter über dem Meeresspiegel in Südwestlage, sodass es hier etwas kühler ist. Die Trauben reifen dadurch langsamer, was die Aromen nachhaltig intensiviert. Die kargen Grau- und Rotschieferböden geben ihnen eine unvergleichliche Mineralität und Tiefe. Dank Winzertalenten wie dem Shootingstar Stefan Müller erlebt das Terroir des Sonnenbergs gerade einen bemerkenswerten Aufschwung. So eröffnet ein Glas dieses Kabinetts eine Welt der Sinnesfreuden: Die Nase wird umgarnt von fein duftenden Aromen gelber Früchte, begleitet von exotischen Fruchtnoten und frischen, würzigen Schiefernuancen. Am Gaumen entfaltet sich ein straffer, erfrischender Geschmack, der durch eine rassige Säure und eine moderate Restsüße perfekt ausbalanciert ist und einen unheimlich saftigen Eindruck hinterlässt. Ein präziser, dichter und geschliffener Wein mit traumhaftem Süße-Säure-Spiel, ausgezeichneter mineralischer Struktur und langem würzigen Nachhall. Seine aromatische Vielschichtigkeit macht diesen Riesling Kabinett „Alte Reben“ vom Niedermenniger Sonnenberg zu einem beinahe zeitlosen Begleiter, der auch nach Jahren noch überraschen und begeistern wird. Ganz gleich, was auf dem Etikett steht.
Ab sofort und bis 2043+.
Der Niedermenninger Sonnenberg Alte Reben 2023 von Stefan Müller ist ein saftiger, langlebiger Riesling Kabinett, der eine Welt der Sinnesfreuden eröffnet.