Stefan Müller
Krettnacher Riesling trocken 2023

Ein klassisches „trocken“ lässt alle Aromen aufleuchten!

Die Anwesenheit von Restsüße ist bei keiner anderen Rebsorte so immens notwendig wie bei Riesling. Seine ausgeprägte Säure darf einfach keine Monologe führen. Diese einfache Weisheit ist im Anbaugebiet Mosel über Jahrhunderte in einen Begriff von Klassizität integriert worden, hat dort Restsüße sogar zur Tugend gemacht und diese Tugend über alle Trockenwellen mit einer Selbstverständlichkeit reiten lassen, dass alle anderen Riesling-Gebiete unseres Landes sich von dort immer wieder Anregung holen können – ein Prototyp von trockenem Riesling! Stefan Müller von der Saar, südlich von Trier, bei Konz zeigt uns auch 2023 sein an klassischem „Riesling in trocken“ ausgerichtetes Meisterstück. Auf dem Krettnacher Euchariusberg (dieses Jahr sogar ausschließlich) finden wir seine recht jungen Reben (Pflanzjahr 2013!) auf Grauschiefer (nächtens wird diesen Reben einfach nicht so schnell kalt. Der Schiefer speichert reichlich Sonnenwärme). Die selektive Handlese, die Ganztraubenpressung und das anschließende Vollhefelager führen auch dieses Jahr zu vollendeter Perfektion in Balance, Frische und Energie.

Die Feinheiten des Bouquets offenbaren sich langsam, wie es in Müllers Weinen oft anzutreffen ist. Bis die Frucht (Zitrone, Grapefruit, Birne, Apfel, Pfirsich, Ananas, Kiwi) aus Blüten (Glyzinie, Holunder, Akazie), Kräutern (Minze, Almwiese) und Gestein heraustritt braucht der Riesling Bewegung und etwas Geduld. Die Wartezeit ist aber wahrlich süß genug. Am Gaumen ist dann tatsächlich Süße das erste Merkmal. Sie wird durch sehr helle Säure so virtuos aufgelockert, dass der Gesamteindruck von Trockenheit niemals in Zweifel gezogen werden kann. Ein Eindruck von Klarheit, Finesse – ja sogar der Begriff „pur“ setzt sich im Bewusstsein fest. Wir wollen das einfach nur noch genießen und die Gläser heben. Klassizität ist ein Grund zu feiern!

Ab sofort bis mindestens 2029+.