Chardonnay Obermosel! Geradlinig, präzise und doch so einladend charmant.
Dieser 2022er-Chardonnay ist das Resultat eines bemerkenswerten Jahres in einer ganzen Reihe von ungewöhnlichen Jahrgängen an der Obermosel. War es 2020 extrem trocken, hat es im Juli 2021 mit 180 Litern mehr geregnet als im Sommer 2020 insgesamt und Jonas Dostert hatte mit massiver Peronospora zu kämpfen. 2022 blieben schon die Frühjahrsregen aus und im Juli gab es ein Wasserdefizit von 100 Litern auf den Quadratmeter. In dem Monat fielen gerade einmal 3,5 Liter! „So von Ungewissheiten geplagt, habe ich noch nie auf eine anstehende Ernte geblickt.“ Dass der Jahrgang schließlich doch noch einen versöhnlichen Abschluss fand, hat sich für Dostert erst in diesem Januar gezeigt, als er die Weine gefüllt hat. Während Dostert bei den anderen Weinen des Jahrgangs immer mit Maischekontakt gearbeitet hat, wurden die Chardonnay-Trauben aus der Lage „Filz“ – umgangssprachlich und familienintern für Fels – jedoch direkt gepresst. Der Chardonnay wurzelt dort in zwei Untergründen. Der eine ist sehr tiefgründig, der andere sehr felsig. Zusammen ergeben die beiden Partien, die jeweils im gebrauchten Barrique vergoren und ausgebaut wurden mehr, als die Summer ihrer Teile.
Dosterts Chardonnay von ist ein ausgesprochen kompletter, feiner und geradliniger Wein geworden. Es duftet nach weißen Blüten und getrockneten Gartenkräutern, nach Zitronen und etwas Limetten-Abrieb, nach knackigen Äpfeln und Birnen. Die Hefe spendiert einen Hauch von Süße und Gebäck, das gebrauchte Barrique eine Ahnung von Holz. Am Gaumen spürt man natürlich die so gering gehaltene Intervention und die geringe Menge an zugesetzten Sulfiten. Der Wein wirkt einladend und offen, elegant und sinnlich mit einer reifen, aber prägenden Säure sowie einer leicht cremigen Textur. Es ist ein Wein mit Fülle und Saft, der gleichzeitig ganz präzise und geradlinig wirkt. Neben dem reifen Kernobst gibt es zitrische Noten und auch die salzig mineralische Spannung zum Finale hin darf nicht fehlen. Dass Jonas mit diesem Jahrgang schließlich doch noch seinen Frieden gemacht hat, können wir sehr gut nachvollziehen. Das ist der Höhepunkt eines gelungenen Portfolios.
Schon jetzt (mit etwas Luft) und sicher bis 2030 ein Genuss.
Dieser schlicht benamste „Chardonnay“ von Jonas Dostert ist ein lebendiger, einerseits wilder, andererseits eleganter Wein von der Obermosel.