„Er überholt oft die anderen mit Flaschenreife.“ – Helmut Dönnhoff
Der Kahlenberg bildet im Lagenportfolio der Familie Dönnhoff einen echten Kontrast zu den weingutsnahen Lagen in Oberhausen an der Nahe. Bilden die Oberhäuser Brücke, das Norheimer Dellchen und die Hermannshöhle den festen Anker der Familie, so gehen sie in Bad Kreuznach auf Expedition!
Unsere Wortwahl scheint uns hier keineswegs übertrieben, denn lauscht man Helmut Dönnhoffs Geschichten, die bis weit in die Jugend zurückreichen, so fühlen wir uns stets so gefesselt wie beim Lesen der abenteuerlichen Reiseromane Jules Vernes (wobei Helmuts Anekdoten deutlich mehr Wahrheitsgehalt haben!). Niemals hätte er auch nur im Traume daran gedacht, einst diesen, seinen Lehrlingsweinberg, als Eigentümer besitzen und hier eigene Weine anbauen zu können. So konnte er sein Glück vor knapp 20 Jahren gar nicht fassen, als er dieses „neue Kind“ in seinen Betrieb eingliedern konnte.
In Bad Kreuznach kommt vom Rhein her der Frühling stets früher ins Tal und ergibt so eine frühere Reife der kleinbeerigen Träubchen. Und mit diesem vor 50 Jahren so renommierten Kahlenberg, in dem sein verehrter Lehrmeister dem jungen Helmut so viel über den Weinbau beigebracht hat, fasst Helmut jetzt zwei Entwicklungslinien zusammen. Er hat sein väterliches Weinbergserbe mit den Besitztümern seines alten Lehrmeisters vermählt und dieses jetzt an Cornelius weitergegeben. Ein Kreis, Helmuts Lebenskreis quasi, hat sich geschlossen. Und die Familie Dönnhoff gibt jetzt einer uralten Renommierlage der Nahe ihre weltweit einst hohe Reputation zurück.
Diese Südlage mit viel Lösslehm und Quarzit ist klimatisch ganz anders als die dem Weingut in Oberhausen nahegelegeneren Weinberge. Im engen Tal um Oberhausen ist die Luft nachts kälter und tagsüber extrem warm. In Bad Kreuznach, etwas 10 Kilometer Luftlinie vom Weingut entfernt, beim Kahlenberg, ist das Tal breiter geöffnet, es gibt weniger krasse Tag- Nacht-Unterschiede und in den steilen Lagen wird es nicht so warm. Die unterschiedlichen Temperaturverläufe ergeben folglich einen anderen Typ Riesling. „Wir arbeiten uns ja immer von der unteren Nahe bei Bad Kreuznach über Norheim und Niederhausen nach oben. Daher beginnen wir im Kahlenberg immer vier bis fünf Tage früher mit der Ernte als bei den Lagen ums Weingut.“ Cornelius, der Weinbautechniker.
Kahlenberg 2021: Bei unserer Probe erzählte uns Helmut Dönnhoff, dass der Kahlenberg oft erst mit etwas Flaschenreife so richtig aufdreht und dann oft zur Spitze aufstoßt. Rund ein halbes Jahr sollte man ihm geben um seine Güte besser einschätzen zu können. Denn dieser, speziell in diesem Jahrgang, so feine und kristalline Riesling besitzt am Gaumen eine ungemeine Dichte. „Der Kahlenberg ist eher würzig als zitrisch“ so Helmut. Und weiter: „Das ist ganz typisch für Weine der Kreuznacher Gemeinde.“ Wir sehen diesen Riesling im kühlen Jahrgang ganz vorn und wollen hier Chef-Verkoster Marcus Hofschuster (Wein.Plus) für sich sprechen lassen, welcher dem Weingut die „Kollektion des Jahres – Nahe“ bescheinigte und über den Jahrgang schrieb: „Sagen wir es so: Wer 2021 im Griff hatte, konnte Weine produzieren, an die wir uns lange erinnern werden. Vergleiche drängen sich keine auf. Für mich wird das jedenfalls ein teures Jahr.“
Kahlenberg hat im Lagenportfolio Dönnhoffs einen besonderen Stellenwert, obwohl es sich nicht um ein Großes Gewächs handelt. Es ist Helmuts Lehrlingslage.