Felsenberg: „Der Wein ist das pure Abbild seiner Lage!“ – Cornelius
Der Felsenberg ist unter den sechs Großen Gewächsen die das Weingut Dönnhoff vinifiziert vielleicht jenes, das den „philosophischsten“ Unterbau hat und der Seele Nahrung gibt. Denn anders als beispielsweise beim hedonistischen Dellchen, das mit seiner Fruchtintensität ungemein nahbar ist, zeigt sich der Felsenberg mit seinem kargen und steinigen Terroir in der Jugend deutlich abweisender. Cornelius erklärt den Charakter des Filetstücks, dem Felsentürmchen: „Vom Berg drückt das Wasser hinab, obenauf ist es bewaldet und abgeschottet. Das ergibt einen satten, polierten aber auch stahligen Riesling, der das schwierige Terroir widerspiegelt. Das ist einfach ein komplexer und zunächst schwierig zu verstehender Wein. Man muss ihm von Anfang an Zeit geben, mit seiner rauchigen Phenolik und reduzierten Frucht. Ich schätze das absolut an der Lage. Es ist einfach kein massentauglicher Wein. Den Wein muss man im Weinberg trinken, dann versteht man, warum er so schmeckt wie er schmeckt. Er ist das pure Abbild seiner Lage!“
Der Felsenberg müsste eigentlich viel passender als Felsenwand bezeichnet werden. Denn genau dieser Eindruck entsteht, wenn man vor der imposanten Schlossböckelheimer Steillage mit bis zu 60% Steigung steht. Wir nähern uns geographisch dem Weingut. Die Faustregel bei Dönnhoffs bedeutet, je näher zum Weingut gelegen, desto kühler die Rieslinge. Nicht nur das Etikett ziert ein Felsentürmchen. Es befindet sich tatsächlich genau so idyllisch in der Lage und bildet gar das Herzstück. Hier liest Cornelius die mineralischsten und besten Trauben für sein Großes Gewächs. Was bei der Winzerdynastie Dönnhoff aus der Flasche fließt, ist natürlich nicht einfach nur der Geschmack der Heimat, sondern Dönnhoffs Vision davon. So wie erst die vollendete Kunstfertigkeit des Malers es ermöglicht, das Bild einer Landschaft zu erschaffen, das natürlich aussieht und nicht gemalt. Um die Vision präzise umzusetzen, wird bei den Dönnhoffs jede Parzelle einzeln ausgebaut. Dabei ist Intuition gefragt. „Man kann Weine machen nicht aus einem Buch lernen, man braucht Bauchgefühl, ein Gefühl für die Landschaft, ein Gefühl für jedes einzelne Stückchen Erde, das im Verlaufe weniger Meter so unterschiedlich sein kann wie im Burgund“, sagt Cornelius mit tiefer Überzeugung. „Man muss spüren, was man einem Weinberg zutrauen kann.“ Und das Felsentürmchen spürt jahraus, jahrein dieses absolute Vertrauen. Ein echtes Nahe-Schmuckstück. Cornelius weiß genau: „Wenn die Trauben nach Hause kommen, dann haben wir nach einer strengen Selektion der Träubchen 100 % der Qualität. Dann ist es die Kunst, diese 100 % im Keller zu bewahren“.
Der steile Hang aus Porphyr, Melaphyr und Vulkanverwitterungsgestein bietet ein ganz anderes Terroir, als wir es im Dellchen und der Hermannshöhle haben. Es gibt nur eine dünne Auflage, die sehr steinig ist, danach knarzt und staubt das Gestein. Wohl auch weil wir einen kühlen Jahrgang haben, die Hauptlese 2021 startete rund drei Wochen später als im Vorjahr, kommt das Terroir hier bestens zur Geltung. Es duftet dunkel und würzig aus dem Glas. Lediglich ein Hauch Blaubeeren und Schwarze Johannisbeere zeigen sich im Hintergrund. Es ist ein schroffes Terroir und so antwortet das Bouquet mit puristischen Aromen. Der Jahrgang 2021 besitzt einen Hauch von Ananas, tritt fein und intensiv auf. Das Große Gewächs wirkt ausgewogen, gleitet seidig und kraftvoll über den Gaumen. In seiner Aromatik erinnert er uns gar an Tim Fröhlichs (Schäfer-Fröhlich) Interpretation des Felsenbergs, nur wirkt dieser Riesling nochmals harmonischer und weniger von Reduktionsnoten geprägt. Die Seelenverwandtschaft ist jedenfalls unverkennbar. „Der Felsenberg ist ein Spiegel der Landschaft und hat die Attribute im Wein, die ich selber suche. Wein, wie ich ihn gerne trinke!“ Werte Kunden, besser kann man eine Weinbeschreibung nicht abschließen. Der Felsenberg ist dem Ideal der Dönnhoff’schen Stilistik, so wie Cornelius sie herausarbeiten will, extrem nahe!
Der Felsenberg ist der kargste Riesling unter den Dönnhoff’schen Großen Gewächsen. Ein purer Steinwein, so schroff wie das Abbild seiner Lage.