„Die Trauben waren hier einfach großartig!“ – Tim Fröhlich
Im mittleren Nahetal, unterhalb des berühmten Örtchens Schlossböckelheim gelegen, (Helmut Dönnhoff und Tim Fröhlich haben mit ihren Weinen über viele Jahrgänge hinweg dessen Ruhm hinaus in die weite Welt getragen!) steigt nördlich der Nahe ein 40 bis 60% steiler, felsiger Südhang zwischen 180 und 300 Metern Höhe auf: der legendäre Felsenberg. Dieser Felsgürtel im Hangrücken schützt die Reben vor kalten Fallwinden und dient gleichzeitig als optimaler Sonnenspeicher. Und der leicht erwärmbare Vulkangestein-Verwitterungsboden, das Urgestein des Felsenbergs, bringt mit seinen alten Rebanlagen besonders feinnervige Rieslinge hervor, die bei aller Feinheit und Dichte eine Wahnsinns-Mineralität besitzen, welche, wie bei den teuersten Prestige-Burgundern, mit einer salzigen Komponente alle olfaktorischen Sinne betört. Tim Fröhlichs Parzelle liegt etwas näher zum Fluss und tiefer als jene der Dönnhoffs und ist auch etwas flacher. Der Felsenberg ist eine absolut herausfordernde Lage, denn er neigt wie auch die Kupfergrube dazu, sehr schnell hochreife Trauben abzuliefern. Die Entwicklung von perfekten Trauben zu überreifen vollzieht sich hier teilweise über Nacht und an sehr sonnigen Tagen innerhalb weniger Stunden, auch wegen der hohen Luftfeuchtigkeit, bedingt durch die Nähe zum Fluss.
Kopfzerbrechen bereitet die Lage Tim allerdings bei der Lese kaum noch. „Im Herbst bin ich immer gelassen. Es ist alles Vorbereitungssache.“ Wer Tim Fröhlich kennt, weiß auch, dass er die enormen Aufwände gerne mal sportlich herunterspielt. Ein Satz wie dieser hat in etwas dieselbe Bedeutung, wie wenn Michael Schumacher sagen würde, dass ein Grand-Prix-Sieg vor allem im ordentlichen Training begründet liege. Das stimmt zwar, lässt die eigentlichen Strapazen allerdings nicht im Ansatz erahnen. 2023 war kein leichter Jahrgang, auch Tim wurde nahezu misstrauisch, weil im Frühjahr alles einen perfekten Jahrgang verschrie. Die Idylle beunruhigte ihn, das Gefühl, das malerische Bild müssen noch umschlagen wurde er nicht los. Er entschied sich für eine gut durchlüftete Traubenzone, die teils entblättert wurde. Im Nachhinein ein großes Pokern mit goldrichtiger Entscheidung. Die Regenschauer vor dem Herbst konnten den Trauben so nichts mehr anhaben und diese final nach langer Trockenphase ausreifen. Das Ergebnis ist meist der kräftigste Riesling unter den Großen Gewächsen. Um eine Schwere entgegenzuarbeiten lasen die Fröhlichs den Felsenberg noch vor dem Gutsriesling und nur in den frühen Morgenstunden, bis zum Mittag wurde es bereits zu heiß. Das Tal in dem die Trauben reifen ist hier eher eng, der Riesling früh ausgereift. „Die Trauben waren einfach großartig, kerngesundes Material. Das merkt man, der Wein hat Grip, Zug und Feinheit; der Riesling hier muss Präzision haben!“, so der Großmeister.
Das Bouquet zeigt sich hier von burgundischer Tiefe. Ein Hauch frischer Teig und rauchige Noten, auch etwas gerösteter Sesam. Die Frucht ist eher dunkel, Blaubeeren, etwas Zitrusabrieb und Wachholder, allesamt vermischt im spontanvergärungsgeprägten Hefeduft.
Am Gaumen ist der Felsenberg im Jahrgang 2023 impulsiv und generös. Er zeigt Intensität und feiner Säurestruktur, die allerdings bereits jetzt perfekt integriert ist. Ein mittelkraftvoller Riesling, völlig trocken vergoren und durch seine betörende Intensität und Kraft beeindruckend, im cremigen Einschlag völlig generös und nahezu von beruhigender Balance, die einem ein breites Grinsen übers Gesicht zaubert.
Zu genießen ab sofort. Im jugendlichen Stadium gerne 2–3 Stunden in der Karaffe Zeit zur vollen Entfaltung geben. Höhepunkt wohl ab 2028 bis 2045.
Subskription bei Pinard: Der Schlossböckelheimer Felsenberg ist unter den Großen Gewächsen des Jahrgangs 2022 bei Schäfer-Fröhlich der kräftigste Riesling.