Grauburgunder reloaded: Mit seinem „S“ schafft Tim Fröhlich in 2023 den Prototypen des spannungsgeladenen Burgunders
Grauburgunder gilt als Rebsorte, die einen großen gemeinsamen Nenner bei vielen Weintrinker findet. Oft aber sind diese Weine aus der breiten und soliden Mitte des Mainstream-Geschmacks nicht besonders spannend und aufregend. Einen Grauburgunder mit Leben, Energie, Spannung und Finesse zu keltern und zu finden, ist gar nicht so einfach. Dass es auch ganz anders geht, zeigt Tim Fröhlich vom Weingut Schäfer-Fröhlich mit seinem „S“, der sich 2023 noch kühler und fokussierter präsentiert als im warmen Jahrgang 2022. Von dem Phlegma, zu der die Rebsorte gerne neigt, ist hier nichts zu spüren. Das liegt sicher auch daran, dass Tim Fröhlich die Bestimmung als virtuoser Riesling-Künstler in die DNA eingeschrieben wurde und sein ganzes önologisches Denken bestimmt. Die Reben, von deren Trauben der Grauburgunder „S“ gewonnen wird, wachsen in Parzellen auf Rotschiefer- und Quarzit-Böden um Bockenau. Die Phenolik ist Fröhlich beim Grauburgunder besonders wichtig, sie sollen reif und noch griffig sein und ihren Beitrag zu einem geradlinigen, spannungsvollen Stil leisten – deshalb ist ein früher, aber nicht zu früher Lesetermin unabdingbar für seine Grauburgunder-Interpretation. Die Trauben wurden von Hand gelesen und penibel selektioniert, spontan vergoren, ein Teil davon wurde für ein paar Stunden auf den Schalen mazeriert. Der Ausbau erfolgte zu gleichen Anteilen in tonneaux und im Edelstahl. Würzige Nase, grüne Walnuss, auch Birne, getrocknete Kräuter, Quittenschale, Hagebutte, etwas Orangenöl, getrocknetes Laub. Feinduftig für die Rebsorte, keineswegs überladen oder gar plump. Im Mund öffnet sich ein Mix aus geschmeidiger Fülle und engmaschiger Struktur, saftiger Birne und salzigen Noten, mit feiner Säureader. Das ist auf den Punkt genau abgestimmt, viel Energie und Geradlinigkeit und doch die Charakteristik der Rebsorte zeigend mit einer Gelassenheit, die bei vielen Winzern schnell in Lethargie mündet. Feiner Fruchtkern in der Gaumenmitte mit saftiger Birne, Apfel, etwas Salzkristall und Zitrik. Die salzige Mineralität der Vulkanböden kommt gut zum Tragen. In seinem Temperament nicht überbordend, aber mit der nötigen Fokussierung. Auch eine herbe Note, Quittenkompott, Apfelkern, hat durchaus Profil und widerlegt das Klischee des banalen, zugänglichen Grauburgunders. Tim Fröhlich erreicht auch hier die Balance seiner famosen Rieslinge: Grauburgunder hätte ein viel besseres Image, wenn mehr Winzer versuchten, die vernachlässigten Seiten der Rebsorte herauszustellen: Als Rebsorte, die Terroir zeigt, mit elegantem Fluss und einer vitalen Säure, die der Jahrgang 2023 mitbrachte, wenn punktgenau gelesen wurde. Hält sich am Gaumen, mit Anlage zur längeren Reife. Man muss lange suchen, um einen so hochwertigen Grauburgunder in diesem Preissegment zu finden!
Bereitet schon viel Trinkfreude, entwickelt sich verlässlich bis 2030+.
Der Grauburgunder „S“ vom Weingut Schäfer-Fröhlich aus dem Jahr 2023 mit elegantem Fluss ist ein Ausnahme-Wein zum bescheidenen Preis!