Frühlingsplätzchen: tänzelnd, filigran, nuanciert
Der Jahrgang 2022 erbrachte nur wenige fruchtsüße Weine. Drum sind wir dankbar, dass Frank Schönleber dem Frühlingsplätzchen (eines der besten Terroirs der Nahe!) dieses Elixier abrang. Stolze 4,4 Hektar besitzt die Familie hier in der Lage, die zum Renommee des Weinguts beitrug, sodass wer Frühlingsplätzchen sagt auch automatisch an Emrich-Schönleber denkt und reziprok. In der teils bis zu 70 % steilen Lagen gedeiht der Riesling auf Rotschiefer, der teils mit rotem Lehm und Quarzit durchsetzt ist und ideale Bedingungen für fruchtsüßen Riesling bietet. Im Jahrgang 2022 duftet die Spätlese ungemein komplex und exotisch nach Litschi und frischen Rosen. Eine würzige Ausprägung des roten Schiefers? Jedenfalls wirkt diese Spätlese ungemein pikant und feinfruchtig. Sie ist fein konzentriert, aber glockenklar in ihrer Aromatik. Da wird Spannung am Gaumen aufgebaut und trotzdem bleibt die Fruchtsüße in ihrer Konzentration moderat. Diese „verspielte“ Lage eignet sich ganz hervorragend für die Produktion einer animierenden, nicht zu konzentrierten Spätlese. Sie hebt sich von den meist etwas tieferen und dunkleren Rieslingen aus dem benachbarten Halenberg ab, ist würziger und rassiger, wirkt aber auch leichter.
Es bedarf schon großen Könnens, eine Spätlese so pikant und, trotz der vorhandenen Restsüße, einen fast trockenen Eindruck auf der Zunge hinterlassend zu vinifizieren – welch betörende Rasse und Finesse, welch höchst animierendes Spiel, im minutenlangen mineralischen Nachhall tanzen die Aromen hier umeinander. Fabelhaft verspielte Spätlese (aufgepasst, liebe Freunde von der Mosel, dieser extrem komplexe Wein ist eine unglaubliche Herausforderung) mit sagenhafter Tiefe, formidabler Finesse und einer großartigen, wiederum sehr gut integrierten Säure! Nur die ganz großen Spätlesen Deutschlands können mit einem derartigen Spannungsbogen zwischen glockenklaren Aromen, einer fabelhaften Dichte und einer vibrierenden Filigranität und Finesse brillieren.
PS: Rieslingkenner wissen: Mit Flaschenreife schmecken Weltklasse-Spätlesen immer trockener und werden dann zu solitären Essensbegleitern!
Ab sofort, Höhepunkt wohl ab 2027 bis 2053.
Emrich-Schönlebers wunderbar würzige und intensive Spätlese aus der Schieferlage, dem Monzinger Frühlingsplätzchen. Rassig und verspielt.