Friedrich Becker
„KB“ (Kammerberg) Pinot Noir Großes Gewächs 2020

Der „Kammerberg ist ein Riese, ein Titan von Pinot Noir! Beckers Titan

Die Weingesetzgebung und die entsprechenden amtlichen Organe wirken manchmal etwas fragwürdig. So etwa auch hinsichtlich dieses Weins von Friedrich Becker. Der „alte Fritz“ konnte Mitte der 1960er-Jahre eine uralte Weinberglage erwerben, die schon Mönche im Mittelalter bewirtschaftet haben und die weithin berühmt war. Nun liegt das Weingut Friedrich Becker in Pfälzer Schweigen direkt an der grünen Grenze zum Elsass und besagter Weinberg komplett im Elsass zwischen Schweigen und Wissembourg. Grundsätzlich dürfen die Schweigener Winzer auch Weine unter deutschem Etikett vermarkten, wenn sie aus dieser grenznahen, ja grenzübergreifenden Region stammen. Doch den offiziellen, eingeführten und traditionsreichen Katasternamen wie den des Kammerbergs für Lagen auf französischem Staatsgebiet dürfen die Winzer nicht verwenden. Es ist ihnen vielmehr unter Strafandrohung verboten. Daher also Friedrich Beckers gesetzeskonformes, weil zensiertes Etikett sowie der sehr kurze Name dieses Weins (schlicht „K. B.“), der eben nicht als „Kammerberg“ ausgewiesen werden darf. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass der „K. B.“ weiterhin zu 100 % ein Großes Gewächs aus dem Kammerberg ist. Dieser Kammerberg ist vergleichsweise steil und fällt nach Süden hin ab. Die 1967 gepflanzten Rebstöcke wurzeln dort in einem schweren lehmigen und tonigen Oberboden mit Kalkfels im Untergrund. Wie es Standard ist bei den Beckers wurden die Trauben von Hand in kleine Bütten gelesen, im Weinberg wie auch im Weingut selektioniert, entrappt und drei Wochen lang in offenen Eichenholzbottichen auf der Maische vergoren und danach schonend gepresst. Der „K. B.“ wurde dann für 18 Monate im kleinen Holz und dann weiter auf der Flasche ausgebaut. Filtriert wurde hier nicht. Der kräftig Pinot Noir präsentiert sich vom ersten Moment an gleichzeitig als ein Ausbund von Finesse und Präzision. Er wirkt straff und vibrierend mineralisch und geschliffen. Es ist ein Wein, der aus der Dunkelheit zu kommen scheint und nach dem Licht strebt. Ein Wein von immenser Tiefe und großer Statur, ein jugendlicher Athlet, dessen Zeit aber erst noch kommt. Dann aber mit Macht! Diesen Wein sollten Sie die nächsten sechs Jahre im Keller vergessen oder ihn karaffieren und ihn großen Gläsern probieren. Potenzial für mehr als 30 Jahre.