Pinot-Noir-Huldigung à la Becker und der gelungene Versuch Perfektion – und sei es nur ein Weinleben lang – festzuhalten
„Kammerberg und St. Paul schenken sich bei aller Unterschiedlichkeit nichts. Aber der Heydenreich schwebt schon jetzt wie ein außerirdischer Pinot über aller Kritik. Wer sich das nicht holt, zehn, zwanzig Jahre wegsperrt und dann genießt, verpasst was. An dieser Prognose lassen wir uns gerne messen.“ so euphorisch und selbstsicher urteilen die Juroren des Vinum Weinguide 2019 über die Spitzenweine aus dem Hause Becker. Dem Heydenreich haftet tatsächlich etwas „Extraterrestrisches“ an, so unerreichbar (leider!) und erdenalltagsfern ist er. Man wüsste doch zu gerne, was die Vinum-Juroren (oder auch andere berufene Verkoster) zu der nur in winzigen Menge verfügbaren „Hommage“ schreiben bzw. schreiben würden. Denn diese Rara Avis, dieser Becker’sche Phantomwein ragt noch über den Heydenreich hinaus , geht noch ein paar Schritte in Siebenmeilenstiefeln weiter. Doch scheint ihn kaum jemand zu kennen. Er stammt jedenfalls aus einer kleinen Parzelle des Schweigener Sonnenbergs, die auch die Heimat von Heydenreich und Sankt Paul ist. Der pure Kalksteinfelsen ist die (zumindest geografische) Grundvoraussetzung für die Exzellenz des Weins. Die Vergärung in offenen Bottichen, der Ausbau in besten Eichenfässern, die Füllung ohne Filtration – all das sind Maßnahmen, die bei den anderen Becker’schen Spitzenweinen auch zur Anwendung kommen. Der Unterschied liegt also, so darf man vermuten, im Terroir. Und gewiss später noch einmal in der finalen Qualitätsprobe, wenn Vater und Sohn entscheiden, dass genau dieses besondere, separat ausgebaute Fass, die schwindelerregend hohe Qualität besitzt, um als „Hommage“ an der Spitze ihrer Kollektion zu stehen. Dieses erstmals 2005 weingewordene Wunder (den wir damals exklusiv für uns ergattern konnten! – eine Prognose à la Pinard de Picard!) besticht, nein berührt, erschüttert im Jahrgang 2019 vor allem durch zwei Komponenten. Zum einen zeichnen ihn eine Seidigkeit und Finesse aus, wie wir sie so nur von den größten Burgundern kennen. Zum anderen ist er von einer geradezu magischen Präsenz. Im Duft notierten wir „Heydenreich + n“, wobei dieses „n“ für ein Mehr steht, dass sich nur mühsam verschriftlichen ließ, weil die Eindrücke so überwältigend waren. Wenn Wein wirklich flüssige Musik ist, dann sind dürre Worte das denkbar ungeeignetste Mittel, um sie zu veranschaulichen! Im Glas jedenfalls heller als Sankt Paul, „KB“ und Heydenreich, im Duft möglicherweise tiefgründiger, weiträumiger, sicherlich zugänglich-sinnlicher als besagtes Trio: grüne Haselnüsse, Blattwerk, Blüten, helle zitrische Noten und feinste Kirschfrucht in allen Varianten, die in perfekter Symbiose mit dem geradezu transzendenten Holz zu existieren scheint, dazu Noten von rauchigem Zimt, Lorbeer und weißem Pfeffer. Am Gaumen, ach …! Strahlend hell, schlank, unendlich fein, eine „freiliegende“ Säure als Energiezentrum, kristalline Frucht, „beseeltes“ Tannin, grandiose Struktur und Textur, dabei so fein, so unendlich elegant! Wir ersparen uns jeglichen Burgundvergleich und erwähnen auch nicht, dass die „Hommage“ Pinot Noir in Perfektion ist. Denn das wäre einerseits ein Understatement, andererseits ein wenig riskant, denn wer weiß, was uns in den nächsten Jahren erwartet. Daher blicken wir voller Zuversicht und in freudiger Erwartung nach vorne, im Bewusstsein dessen, dass dieser Wein „nur momentan“ den Gipfel (für „La Belle Vue“-Anhänger zur sofortigen Besänftigung: Zwillingsgipfel) Becker’scher Pinot-Noir-Kunst darstellt. Wir können die „Hommagen“ der nächsten Jahre (und hoffentlich) Jahrzehnte jedenfalls kaum erwarten! Hommage – ein neues Wort für Sehnsucht?
Schon jetzt einfach überwältigend, ideal ab 2024 und bis sicherlich 2055+.
Wir ersparen uns den Burgund-Vergleich, erwähnen auch nicht, dass Beckers „Hommage“ von 2019 Pinot Noir in Perfektion ist. Denn das wäre ein Understatement.